Zum ersten Mal fand am Montag dem 11. November 2013 am Flughafen München unter Federführung des Landratsamtes Erding und des Klinikums München-Schwabing, Abteilung für Infektionskrankheiten, eine Einsatzübung nach den Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) statt.
Dabei wurde folgendes Übungsszenario geprobt: Der Pilot einer Fluggesellschaft teilte dem Tower über Funk mit, eine Patientin mit offensichtlich schweren Krankheitssymptomen an Bord zu haben. An der Übung beteiligten sich der Flughafen München mit zahlreichen Fachabteilungen (zum Beispiel Verkehrsleitung, Werksfeuerwehr, Sicherheit etc.), die Deutsche Lufthansa AG, die Bundes- und Landespolizei, der Zoll, das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, der Medizinische Dienst des Flughafens München, das Klinikum München-Schwabing, das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München, die Berufsfeuerwehr München und das Landratsamt Erding.
Um ein möglichst realistisches Szenario zu schaffen, wurde bei der Einsatzübung ein erheblicher Aufwand betrieben. So hatte die Deutsche Lufthansa eigens für die Übung ein Langstreckenflugzeug vom Typ Airbus A 340 zur Verfügung gestellt. Rund 20 Komparsen übernahmen den Part von Passagieren, die sich im Flugzeug in der Nähe der erkrankten Patientin befanden. Insgesamt nahmen an der sehr groß angelegten Übung über 300 Personen aktiv teil. 60 Rettungsverantwortliche und Mediziner von anderen Flughäfen und Behörden waren außerdem als Beobachter beteiligt, verfolgten die Abläufe am Flughafen und in der Klinik vor Ort. Auch der Transport in das Klinikum München-Schwabing mit einem Konvoi von Spezial- und Einsatzfahrzeugen unter höchster Sicherheitsstufe wurde realitätsnah geprobt. In der Klinik musste die Patientin dann unter Einhaltung aller vorgeschriebenen Auflagen auf der Sonderisolierstation des Krankenhauses medizinisch versorgt werden. Auch mögliche Komplikationen im Krankenhausbetrieb wurden in die Übung eingebracht.
Im konkreten Übungsverlauf erkannten die Ärzte, dass die Patientin an Bord offensichtliche Zeichen einer möglichen schweren und ansteckenden Infektion aufwies. Noch am Flughafen wurde der Patientin daraufhin eine Blutprobe zum Nachweis der Krankheitsursache entnommen. Diese wurde durch ein Polizeifahrzeug zum Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr gebracht, wo die mikrobiologische Diagnostik erfolgte. Es wurden spezifische Untersuchungen auf hochkontagiöse Erkrankungen wie Marburg-, Ebola- und Lassa-Fieber und auf die wichtigsten Differenzialdiagnosen wie Malaria und Denguefieber im Laboratorium der Schutzstufe 3 durchgeführt. Nachdem diese erste Diagnose des Bereitschaftsarztes des Medizinischen Dienstes am Münchner Flughafen durch die Experten für Infektionskrankheiten aus dem Klinikum München-Schwabing vor Ort bestätigt wurde, galt es im nächsten Übungsabschnitt, den Transport der Patientin in das Klinikum Schwabing zu proben. Für einen solchen Krankentransport setzt die Berufsfeuerwehr München ein entsprechend ausgerüstetes Spezialfahrzeug ein. Am Klinikum München-Schwabing befindet sich das bayernweit einzige Behandlungszentrum für derartige Patienten mit intensivmedizinischer Versorgungsmöglichkeit auf einer Sonderisolierstation.
Im Rahmen der Einsatzübung wurden die Alarm- und Notfallpläne überprüft. In den Plänen sind zum Beispiel Ablaufverfahren und Diagnostik sowie weitere Schritte wie Quarantäne und Maßnahmen bei den Passagieren und Kontaktpersonen festgelegt. Auch Ermittlungen, Schutzmaßnahmen der Einsatzkräfte, Flugzeugdesinfektion und Meldungen an Landes-, Bundes- und EU-Behörden sind Bestandteil der Alarm- und Notfallpläne. Für die viele Entscheidungen ist der möglichst schnelle und zweifelsfreie mikrobiologische Nachweis der Krankheitsursache von größter Bedeutung.