Nationale Konsiliarlabore

Das Institut betreibt seit 2010 das Konsiliarlabor für Brucella und seit 2015 das Konsiliarlabor für FSME. Neben den offiziell benannten Konsiliarlaboren gibt es am Institut die Schwerpunktlabore für Rickettsien, Melioidose und Tularämie mit vergleichbarem Leistungsspektrum.

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Leitung: Oberfeldarzt Prof. Dr. Gerhard Dobler
Stellv. Leitung: MedDir'in Dr. Sabine Zange

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine wichtige Form der Meningitis und Enzephalitis in Deutschland, Europa und Asien. Daneben ist sie die medizinisch wichtigste durch Zecken übertragene Virusinfektion weltweit. Der Erreger ist ein Virus aus der Familie der Flaviviren, der andere wichtige Krankheitserreger wie das Gelbfieber-Virus, die verschiedenen Dengue-Viren, das Japan-Enzephalitis-Virus und das West Nil-Virus angehören.

Leistungsspektrum

  • Nachweis von IgG- und IgM-Antikörpern gegen FSME-Virus mittels ELISA, Indirekter Immunfluoreszenz*
  •  Nachweis von spezifischen FSME-Antikörpern mittels Neutralisationstest
  • Nachweis der Avidität von IgG-Antikörpern gegen FSME-Virus
  • Differenzierung und Abgrenzung von FSME-Antikörpern von anderen Flavivirus-Antikörpern*
  • Unterscheidung von FSME-Impf-Antikörpern und Antikörpern durch natürliche FSME-Infektion
  • Nachweis von FSME-Virus mittels Isolierung in Zellkultur aus Patientenmaterial (Blut, Serum, Liquor)*
  • Nachweis von FSME-Virus mittels molekularen Nachweisverfahren (PCR) aus Patientenmaterial (Blut, Serum, Liquor)*
  • Nachweis von FSME-Virus mittels Isolierung in Zellkultur aus biologischen Materialien (Zecken)
  • Nachweis von FSME-Virus mittels molekularen Nachweisverfahren (PCR) aus biologischen Materialien (Zecken)
  • Differenzierung von FSME-Virus-Subtypen (europäischer, sibirischer, fernöstlicher Subtyp)
  •  Auffinden und Analyse von FSME-Naturherden
  • Identifizierung bzw. Differenzierung von Zeckenarten
  • Fachliche Beratung (insbesondere des Öffentlichen Gesundheitsdienstes sowie von Laboratorien, niedergelassenen Ärzten, Kliniken und Forschungsinstituten) zu Fragen der Diagnostik, der Epidemiologie und der Prävention der FSME in Deutschland und Eurasien
  • Beratung zu Anforderungen an das Untersuchungsmaterial, anzuwendende Nachweisverfahren und Versandbedingungen
  • Mitwirkung bei der epidemiologischen Bewertung der Situation der FSME in allen Teilen Deutschlands und in Europa

Bei den mit „*“ gekennzeichneten Leistungen handelt es sich um nach DIN EN ISO 15189 akkreditierte Verfahren.

Bitte lassen Sie sich vor Einsendung von klinischem oder biologischem Untersuchungsmaterial bei speziellen Fragestellungen telefonisch beraten (Rufnummern siehe unter Kontakt)

Forschungsprojekte

  • Optimierung des molekularbiologischen und kulturellen Nachweises von FSME-Viren aus klinischen Untersuchungsmaterialien
  • Monitoring eines definierten FSME-Naturherds in der Oberpfalz über einen Zeitraum von > 8 Jahren zur Erforschung der Periodizität des FSME-Virus in einer Zeckenpopulation
  • Klimatischer Einfluss auf Zeckenpopulationen und FSME-Übertragung (Kooperation mit Prof. Dr. Franz Rubel, Institut für Öffentliches Veterinärwesen, Veterinärmedizinische Universität Wien, Österreich)
  • Genetische Variabilität des FSME-Virus in Mitteleuropa (Kooperation mit Prof. Dr. Martin Beer, FLI-Institut, Insel Riems)
  • Phylogeographie und Ausbreitung des FSME-Virus in Europa (Doktorarbeit in Kooperation mit Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Arbeitsgruppe Parasitologie, Universität Hohenheim; Prof. Dr. Franz X. Heinz, Institut für Virologie der Medizinischen Universität Wien, Österreich)
  • Phylogeographie der FSME im Freistaat Sachsen (Kooperation mit Prof. Dr. Martin Pfeffer, Institut für Tierhygiene und Öffentliches Veterinärwesen, Universität Leipzig)
  • Pathogenese der FSME-Viren in Europa (Kooperation mit Prof. Dr. Anna Överby, Universität Umea, Schweden; Prof. Dr. Andrea Kröger, Institut für Medizinische Mikrobiologie, Otto von Guericke-Universität Magdeburg)
  • Identifizierung von autochthon vorkommenden und eingeschleppten Zeckenarten in Deutschland und ihr Potential als Vektoren von Krankheitserregern 

Brucellose

Leitung: MedDir'in Dr. Sabine Zange

Die Brucellose, eine durch verschiedene Brucella-Arten hervorgerufene Erkrankung von Mensch und Tier, ist eine trotz zahlreicher Eradikationsprogramme (Impfung, Testung, Keulung von Nutztieren) immer noch weltweit vorkommende Zoonose. Jährlich werden weltweit etwa 500.000 Neuerkrankungen gemeldet. Die Anzahl der gemeldeten Fälle ist insbesondere in den Endemiegebieten im Mittelmeerraum, auf der Arabischen Halbinsel, im Mittleren Osten, in Afrika, Mittel- und Südamerika sehr hoch. In Deutschland ist die Inzidenz mit 0,03 pro 100.000 Personenjahre, ähnlich wie in den USA, sehr niedrig. Fast alle in Deutschland gemeldeten humanen Brucellose-Fälle wurden durch den Konsum Brucella-kontaminierter Lebensmittel (v.a. Milch und Milchprodukte) im Ausland erworben.

Die Arbeitsgruppe Brucellose untersucht Diagnostik-, Behandlungs- und Abwehrmöglichkeiten für menschliche Infektionen mit Brucellen. Standardisierte und hinreichend evaluierte Verfahren für die molekulare, biochemische und immunologische Identifizierung bzw. Typisierung von Brucella-Arten und die Diagnostik der Brucellose sind - bis auf serologische Methoden für den Antikörpernachweis – kaum kommerziell verfügbar. Eines der Ziele der Forschungsprojekte der Arbeitsgruppe Brucellose ist deshalb die Entwicklung, Etablierung und Evaluierung von Verfahren zur Diagnostik der Brucellose, zur Erregeridentifizierung und -differenzierung sowie zur Typisierung. Mit modernen molekularbiologischen Methoden werden die isolierten Stämme charakterisiert (molekularer Fingerabdruck) und mit anderen Stämmen oder nahe verwandten Erregern verglichen.

Hinweis: Die durch die Arbeitsgruppe für das Konsiliarlabor für Brucella entwickelten medizinisch-diagnostischen Verfahren werden gebündelt über den Zentralbereich Diagnostik des Instituts bereitgestellt. Dort finden Sie auch das detaillierte Analysenverzeichnis mit Hinweisen zu Probennahme und Transport.

Die Arbeitsgruppe stellt außerdem im nationalen Konsiliarlabor für Brucella das methodische Know-how bereit, um Krankheitsausbrüche mit dem Verdacht auf Brucellose aufzuklären. Zusätzlich können die entwickelten Verfahren genutzt werden, um in aktuellen oder zukünftigen Einsatzregionen der Bundeswehr das Infektionsrisiko mit Brucellen abzuschätzen und Ausbrüche der Brucellose aufzuklären. Auch die molekulare Analyse potenziell neuer Brucella-Arten ist dabei von Interesse. Die Untersuchung dieser neu auftretenden Brucella-Arten erweitert wesentlich das Verständnis der Evolution dieser medizinisch wichtigen Bakterienart.

Forschungsschwerpunkte

  • Erregerdirektnachweis aus klinischem Material (Erregerkultur, PCR)*
  • Differenzierung aller bisher bekannter Brucella-Arten und Abgrenzung zur ehem. als Ochrobactrum bezeichneten Spezies mittels molekularbiologischer Verfahren*
  • Erregeridentifizierung mittels MALDI-TOF MS
  • Antigen-Nachweis (Schnelltest)*
  • Antimikrobielle Empfindlichkeitstestung mittels Bouillonmikrodilution und Gradientendiffusion für alle Therapie-relevanten Substanzen und Reserveantibiotika*
  • Antikörpernachweis (IgG- und IgM-Antikörper) aus Serum und Plasma*
  • Genotypisierung von Brucella spp. mittels MLST, MLVA und SNP-Analysen
  • Vollgenomsequenzierung und Genomanalyse, Genom-weite SNP-Analyse*, cgMLST, in silico MLVA, in silico Biovar-Bestimmung*
  • Molekular-epidemiologische Interpretation von Typisierungsdaten bei Ausbrüchen
  • Fachliche Beratung zu Fragen der Diagnostik, der Epidemiologie, der Infektionsprävention, der Therapie und dem Vorgehen nach Laborexposition*
  • Beratung zu Anforderungen an das Untersuchungsmaterial und Versandbedingungen*
  • Unterstützung von Qualitätssicherungsmaßnahmen in der Diagnostik*

*Die angegebenen Leistungen werden im nach DIN EN ISO 15189 akkreditierten Bereich des Instituts durchgeführt.