Ertüchtigungsvorhaben in den G5-Sahel-Staaten

Biologische Sicherheit Sahel: Gründung einer Allianz zum Schutz vor biologischen Gefahren in der Sahel-Region

Hintergrund

Die politische Lage in vielen Ländern Westafrikas ist weiterhin fragil und die Anzahl terroristischer Anschläge nimmt trotz internationaler Bemühungen unverändert zu. Besonders bedenklich ist dies vor dem Hintergrund, dass gefährliche Infektionskrankheiten wie Lassafieber und Milzbrand natürlicherweise in der westafrikanischen Region vorkommen und ein Missbrauch von Krankheitserregern durch terroristische Gruppen nicht ausgeschlossen werden kann. Hinzu kommen sehr schwach ausgebildete Gesundheitssysteme, ein Mangel an qualifiziertem Laborpersonal und begrenzte technisch-diagnostische Kapazitäten, die - wie der Ebola-Ausbruch 2014/15 zeigte - eine umgehende Erkennung und Bekämpfung von Infektionserkrankungen in der Bevölkerung erschweren.
Auch um diese Situation zu verbessern, wurde  das hier vorgestellte Projekt zur Stärkung der Biosicherheitskapazitäten und Gesundheitssysteme in den G5-Sahel-Ländern Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und dem Tschad als Teil der Ertüchtigungsinitiative der deutschen Bundesregierung initiiert.

Zielsetzung

Aufbauend auf das 2016 erfolgreich beendete Biosicherheitsprojekt „Deutsch-Französische Biosicherheitsinitiative für Mali: Mobile Laborausrüstung zur Hilfe bei Ausbrüchen gefährlicher Infektionskrankheiten“ realisiert das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein Ertüchtigungsvorhaben in Kooperation mit Institutionen aus den G5-Sahel-Ländern.

Ziel ist die Stärkung der Reaktionsfähigkeit Länder der Sahelzone gegen Bedrohungen durch gefährliche Infektionserreger, indem  biologische Risiken schneller erkannt  und entsprechende Gegenmaßnahmen gesteigert und nachhaltig gesichert werden.

Maßnahmen

Zentrale Partnereinrichtungen sindd das Centre d'infectiologie Charles Mérieux du Mali (Mali), Institut National de Recherches en Santé Publique (Mauretanien), Centre Muraz (Burkina Faso), Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (Niger) und Laboratoire de Biosecurité et des Épidémies (Tschad) wird ein Diagnostikteam für die mobile Laboreinheit der G5-Sahel-Länder ausgebildet.

Im Fokus des Vorhabens stehen:
> Ausbildung von Fachpersonal in Diagnostik von gefährlichen biologischen Agenzien
> Auslieferung mobiler Laboreinheiten an die Partnerländer der G5-Sahel-Region
> Ausbildung eines regionalen Diagnostikteams für die mobile Laboreinheit
> Ausbildung eines Trainerteams für das mobile Labor (Train the Trainer-Konzept)
> Untersuchungen zum Vorkommen gefährlicher Krankheitserreger in der G5-Sahel-Region

Publikationen

First Phylogenetic Analysis of Malian SARS-CoV-2 Sequences Provides Molecular Insights into the Genomic Diversity of the Sahel Region. Kouriba B, Dürr A, Rehn A, Sangaré AK, Traoré BY, et al. Viruses. 2020 Nov. https://doi.org/10.3390/v12111251

Lassa and Crimean-Congo hemorrhagic fever viruses, Mali. Baumann J, Knüpfer M, Ouedraogo J, Traoré BY, Heitzer A, Kané B, et al. Emerg Infect Dis. 2019 May. https://doi.org/10.3201/eid2505.181047

In N'Djamena schulte das deutsche Projektteam Fachkräfte aus Tschad und Burkina Faso in die Vollgenomsequenzierung.

Das IMB führte mit den Friedrich-Löffler-Institut (deutscher Partner im Biosicherheitsprogramm) einen gemeinsamen Workshop zur Vollgenomsequenzierung in Mauretanien durch. Teilgenommen habe Fachkräfte der mauretanischen Partnerinstitute und des malischen Partnerinstituts.

Bei dem Planungsworkshop zu Beginn der neuen Projektphase besprachen das DEU Team und die Partner aus Mauretanien, Niger, Burkina Faso, Mali und dem Tschad die Umsetzung der Projektaktivitäten.

In der Feldübung stellte das mobile Laborteam der fünf G5-Sahel-Partnerländer seine Diagnostikfähigkeiten unter Beweis. Zu einem simulierten Krankheitsausbrauch musste das Laborteam Proben unter Realbedingungen diagnostizieren. Die Übung dauert zwei Wochen und fand nördlich von Nouakchott statt.

Drei Wissenschaftler aus Burkina Faso besuchten das IMB, um neue Diagnostikmethoden zu erlernen.

Das IMB Team schulte das Fachpersonal in die Diagnostik von Infektionserregern im mobilen Labor. Während der Schulungen trafen erste Proben mit Verdacht auf Affenpocken ein, die umgehend im mobilen Labor analysiert werden konnten.

Gemeinsam mit dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) schulte das Team vom IMB Fachpersonal aus Mauretanien und Mali im sicheren Zeckensammeln bei Tieren. Die Zecken werden anschließend auf verschiedene Infektionserreger untersucht.

Auslieferung von Equipment für die Vervollständigung der mobilen Labore in den fünf Partnerländern.

Der Schwerpunkt des Trainings am Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES) in Niamey lag auf der selbstständigen Entwicklung diagnostischer Nachweismethoden und der Anwendung persönlicher Schutzkleidung zum sicheren Umgang mit infektiösem Probenmaterial.

Trotz der Einschränkungen in der COVID-19-Pandemie konnte das Team des IMB eine Vielzahl von Projektaktivitäten umsetzen:

Der Schwerpunkt der Trainings am Laboratoire de Surveillance des Virus Hémorragiques et Respiratoires (LSVHR) in N'Djamena (TCD) und am Centre Muraz in Bobo-Dioulasso (BFA) lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.

Der Schwerpunkt des Trainings am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Nouakchott lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.

Am 27. September 2021 veranstaltete die Implementation Support Unit des Biowaffenübereinkommens (BWÜ) der UNODA einen virtuellen Workshop zur Stärkung der Umsetzung des Übereinkommens in den G5-Sahel-Mitgliedstaaten Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr organisiert.

Homepage United Nations

Die ersten Trainings der neuen Projektphase wurden am Institut Centre D’Infectiologie Charles Mérieux (CICM) in Bamako und Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES) in Niamey durchgeführt. Der Fokus der Trainings lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.

Zusammen mit der GIZ und den Partnern der G5-Sahel-Ländern fanden mehrere virtuelle Besprechungen zur Planung und Koordinierung der neuen Projektphase statt.

Der Abschluss der virtuellen Besprechungen war ein Mini-Symposium, in dem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Partnerländer Konzepte zur Durchführung kleiner Biosurveillance-Studien vorstellten. Nach einer angeregten Diskussion im Plenum werden ausgewählte Studien im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes gefördert. 

Im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes wurden 21 Gesamtgenome des COVID-19-Erregers aus infizierten Patientenproben des Centre D'infectiologie Charles Mérieux sequenziert, phylogenetisch charakterisiert und gemeinsam mit den malischen Partnern Open Access publiziert: First Phylogenetic Analysis of Malian SARS-CoV-2 Sequences Provides Molecular Insights into the Genomic Diversity of the Sahel Region (DOI: 10.3390/v12111251).

>> Link zur Publikation

Im August/September 2020 unterstützte das IMB im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes die Partner der G5-Sahel-Region weiter in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie durch die Auslieferung von insgesamt 75.000 Nachweistests und der Durchführung von Weiterbildungseinheiten zur sicheren SARS-CoV-2-Diagnostik.

Mit Hilfe der Luftwaffe wurde das gesamte Diagnostikmaterial für die fünf Partner nach Niger geliefert. Von dort ging das Material per Charter an die einzelnen Partnerinstitutionen der G5-Sahel-Region.

>> Mitteilung des BMVg
>> Mitteilung der Bundesregierung

Die malischen Partner werden am Centre d'Infectiologie Charles Mérieux du Mali (CICM) in der am IMB etablierten SARS-CoV-2-Diagnostik geschult. Während der Sondermission wurde zudem nötiges Diagnostikmaterial an alle Partnerinstitute der G5-Sahel übergeben.
Die Sondermission wurde mit Unterstützung des BMVg, des Auswärtigen Amtes und der deutschen Botschaft in Bamako realisiert.

>> Meldung Deutsche Botschaft Mali (14. April 2020)
>> Meldung Deutsche Botschaft Tschad (17. Und 18. April 2020)

Weiterbildung des wissenschaftlichen Personals am tschadischen Gesundheitsministeriums in N’Djamena.

Weiterbildung des wissenschaftlichen Personals am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Mauretanien.

Länderübergreifende Verlegung des mobilen Labors des G5-Biosicherheitsnetzwerkes nach Bobo-Dioulasso (Burkina Faso) für das erste gemeinsame Feldtraining des diagnostischen Teams aus den G5-Ländern mit dem Team aus Tunesien. Zur offiziellen Zeremonie am Ende der Feldübung wurden ranghohe Vertreter aus den Sicherheits- und Gesundheitssektoren der jeweiligen Länder empfangen. Weitere Informationen hier.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.

Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal des Centre Muraz, Bobo-Dioulasso (Burkina Faso), und des Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES), Niamey (Niger), in verschiedenen mobilen Diagnostikmethoden.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.

Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal des Centre d’Infectiologie Charles Mérieux (CICM) und des malischen Institut National de Recherche en Santé Publique (INRSP) in verschiedenen mobilen Diagnostikmethoden.

Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Nouakchott und am tschadischen Gesundheitsministeriums in N’Djamena.

Ausbruchssimulation eines Hämorrhagischen Fiebers als Feldübung zur Erfolgskontrolle der bisherigen Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Region im mobilen Labor. Bei der abschließenden offiziellen Veranstaltung wurden den Vertreterinnen und Vertreter des G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes sowie den politischen Vertreterinnen und Vertretern der G5-Sahel-Staaten der Einsatz des mobilen Labors demonstriert.

Forschungsaufenthalt Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger. Im Anschluss präsentierten die Partner auf der 16th Medical Biodefence Conference ihre Forschungsergebnisse vor einem internationalen Publikum.

Durchführung des vierte Policy Development-Workshops mit dem Ziel, dass G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes zu stärken und den Einsatz des mobilen Labors im Ernstfall zu unterstützen.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laborkomponenten. Durchführung des dritten Policy Development-Workshops mit dem Ziel, dass G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes zu stärken und den Einsatz des mobilen Labors im Ernstfall zu unterstützen.

Offizielle Übergabe der mobilen Laboreinheit in Bamako an das G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerk in Anwesenheit des deutschen Botschafters und Vertretern aller Gesundheitsministerien der
G5-Sahel-Länder sowie des malischen und tschadischen Vertreters der G5-Sahel-Staatenkooperation. Im Anschluss fanden Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laborkomponenten statt.

Schulungsmaßnahmen zur Fortbildung des wissenschaftlichem Personals in mobiler Diagnostik am Centre d’Infectiologie Charles Mérieux (CICM).

Teilnahme der G5-Sahel-Partner am World Health Summit in Berlin und Fortbildung in molekularbiologischen und serologischen Methoden am IMB in München.

Schulungsmaßnahmen zu Grundlagen internationaler Biosicherheitsrichtlinien und Vorgehensweisen bei einer Risikobewertung biologischer Gefahrenstoffe. Neben dem G5-Sahel-Partnern wurden auch Vertreter und Vertreterinnen anderer Institute und Zentren eingeladen.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit am IMB und Studienreise zum Thema "Biologische Sicherheit und Gesundheitssicherstellung in Deutschland".

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner in Theorie und Praxis verschiedener diagnostischer Methoden für die mobile Laboreinheit.

Planungsmission zur Besprechung der Projektziele im Ertüchtigungsvorhaben in den G5-Sahel-Staaten.