Biosicherheitsprojekt in Kasachstan

Deutsch-Kasachisches Netzwerk für Biosicherheit

Hintergrund

Kasachstan ist seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 und der anschließend erfolgten Unabhängigkeitserklärung eine autonome Nation. Zur Zeit der Sowjetunion spielte das Land eine wichtige Rolle für die sowjetische Militärindustrie, unter anderem bei der Erforschung, Produktion und Testung biologischer Waffen (B-Waffen). Oft dienten dabei als Ausgangsmaterial für die B-Waffen-Forschung in Zentralasien natürlich vorkommende Erreger. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind aber alle Überreste von Waffen gründlich beseitigt worden. Allerdings bieten die Natur Kasachstans aufgrund der klimatischen Bedingungen und vielfältigen Landschaften ideale Voraussetzungen für verschiedene Pathogene, die beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen und potenziell als B-Kampfstoffe missbraucht werden können. So sind Bacillus anthracis, Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Virus (CCHFV), Brucellen, Hantaviren, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-(FSME)-Virus, Francisella tularensis, Yersinia pestis, Coxiella burnetii und Rickettsien nur einige der dafür infrage kommenden Erreger die in der kasachischen Steppe natürlich vorkommen.

Nur wenige offizielle Daten gibt es zur Epidemiologie dieser Pathogene, den damit in Kasachstan assoziierten Erkrankungen oder zu aktuellen Fallzahlen. Letzte umfassende epidemiologische Studien zu den genannten Erregern wurden noch unter dem Sowjet-Regime durchgeführt, manchmal gibt es noch Daten aus den 1990er Jahren. Auch Ausbruchsgeschehen können aufgrund vielfach fehlender moderner Detektionsmethoden oft nur unzureichend untersucht und aufgeklärt werden. Für viele der genannten Krankheitserreger gibt es keine wirklich zuverlässigen und aussagekräftigen diagnostischen Nachweisverfahren.

Pestfälle werden noch immer in den traditionellen Peststationen (Anti-Plague Stations) in allen Landesteilen untersucht. Nach wie vor kommen Pesterreger in Reservoirwirtstieren vor. Mehrere Endemiegebiete der Zeckenenzephalitis (FSME) sind bekannt und es wird eine hohe Prävalenz des Erregers in Zecken vermutet, jedoch existieren dafür mangels geeigneter Nachweisverfahren keine zweifelsfreien Daten. Ähnliches gilt für Milzbrand, Brucellose, Tularämie und Q-Fieber, die ebenfalls in Kasachstan endemisch sind. Sehr schwer verlaufende, durch CCHFV und Hantaviren verursachte, hämorrhagische Fieber werden zwar regelmäßig anhand klinischer Falldefinitionen diagnostiziert, die Absicherung dieser Diagnose mittels direkter oder indirekter Verfahren zum Virusnachweis aus Patientenmaterialien bleibt jedoch aus. Hunderte Fälle von Rickettsiosen werden ebenfalls jährlich nur anhand des klinischen Bildes diagnostiziert.

Zielsetzung

Seit 2013 ist das Deutsch-Kasachische Netzwerk für Biosicherheit in Kasachstan aktiv. Das Projekt wird vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Auswärtigen Amtes das Projekt in der Kaukasusregion als Teil des Deutschen Biosicherheitsprogramms geleitet. Es hat als Ziel kasachische Partner für die mit Infektionserregern assoziierten Gefahren und Erkrankungen sowie für die damit verbundenen Aspekte der biologischen Sicherheit zu sensibilisieren (Awareness Raising). Die erlangten diagnostischen Fähigkeiten sollen zur Erweiterung des epidemiologischen Monitorings (Surveillance) führen. All dies dient der langfristigen Verankerung von Fachwissen (Capacity Building) im Partnerland.

Das Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung neuer Analysemethoden zum Nachweis B-relevanter Erreger und liefert so die Basis für ein kontinuierliches Monitoring von Erregerreservoiren und zirkulierenden Pathogenen in Kasachstan. Das Monitoring ermöglicht es, biologische Gefahren frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Diese Maßnahmen dienen zudem dem Schutz Deutschlands vor einer möglichen unkontrollierten Ausbreitung entsprechender Infektionserkrankungen.

Maßnahmen

Regelmäßig werden Laborschulungen und Workshops in Kasachstan als auch in München zu Aspekten der Biosicherheit (Biosafety & Biosecurity) und im Umgang mit entsprechenden Pathogenen angeboten. Um auch affiliierte Labore der Projektpartner in den einzelnen Landesteilen Kasachstans zu erreichen, werden viele Kurse auch als Webinar mittels der Onlineplattform www.GO4BSB.de angeboten werden.

In gemeinsamen Feld- und Surveillance-Studien soll mit den Projektpartnern M. Aikimbayev’s National Scientific Center for Especially Dangerous Infections (NSCEDI) in Almaty und Research Institute of Biological Safety Problems(RIBSP) in Otar zusammen eine genaue Landkarte zu der Verbreitung von hochpathogenen Erregern in Kasachstan entstehen. Dabei wird die Verbreitung der Erreger in übertragenden Wirtstieren aber auch in Patienten mit Fieber unklaren Ursprungs untersucht werden.

Durch gemeinsames Auftreten bei internationalen wissenschaftlichen Konferenzen wird eine verstärkte Einbindung wissenschaftlichen Personals aus Kasachstan in die internationale Wissenschaftsgemeinde erreicht werden.

Publikationen

Abdiyeva, K., Turebekov, N., Yegemberdiyeva, R. et al. Vectors, molecular epidemiology and phylogeny of TBEV in Kazakhstan and central Asia. Parasites Vectors13, 504 (2020). https://doi.org/10.1186/s13071-020-04362-1

Nur Tukhanova, Anna Shin, Karlygash Abdiyeva, Nurkeldi Turebekov, Lyazzat Yeraliyeva, Ravilya Yegemberdiyeva, Zhanna Shapiyeva, Guenter Froeschl, Michael Hoelscher, Edith Wagner, Kerstin Rösel, Aliya Zhalmagambetova, Lyazzat Musralina, Stefan Frey, Sandra Essbauer. Serological investigation of orthohantaviruses in patients with fever of unknown origin in Kazakhstan. Zoonoses and public health (2020). https://doi.org/10.1111/zph.12683

Turebekov, N., Abdiyeva, K., Yegemberdiyeva, R. et al. Prevalence of Rickettsia species in ticks including identification of unknown species in two regions in Kazakhstan. Parasites Vectors12, 197 (2019). https://doi.org/10.1186/s13071-019-3440-9

Abdiyeva K., Turebekov N., Dmitrowsky, A., Tukanova N., Shin A., Yeralieyeva L., Heinrich N., Hoelscher M., Yegemberdiyeva R., Shapieyeva Z., Kachiyeva S., Zhalmagambetova A., Montag J., Dobler G., Zinner J., Wagner E., Frey S., Essbauer S., 2018: Seroepidemiological and molecular investigations of infections with Crimean-Congo hemorrhagic fever virus in Kazakhstan. Int. J. Inf. Dis. 78 (2019) 121-127.

Aikimbaev A., System of Biosafety and Biosecurity in Kazakhstan, Editors: Finke E.-J., Essbauer S., Frey S., Thoma B., 2016, ISBN 978-3-00-052899-6

In einem zweiwöchigen Trip zu den kasachischen Partnern in Almaty und Nur-Sultan konnte das Projektteam des IMB erfolgreich alle für 2022 geplanten Projekte auf Schiene bringen. Mit den drei Partnerinstituten (NSCEDI, RIBSP und NCB-AF) wurde die wissenschaftliche Projektarbeit für das kommende Jahr skizziert und weitere Laborbesuche und Workshops fixiert.

Durch den großen Erfolg der Online-Schulungen in den letzten Jahren werden auch für 2022 wieder regelmäßig Laborschulungen vor Ort und Online durch eine russisch/kasachische Trainerin an den Partnerinstituten stattfinden. Als Zielgruppe haben diese Schulungen junges wissenschaftliches und technisches Personal aber auch erfahrende Labormitarbeiter um die Grundlagen von Biosicherheit in biologischen Laboren theoretisch und praktisch zu erfahren. Dafür wurde ein Trainingsprogramm erstellt, welches nun ausgearbeitet wird und dann zusammen mit der Web-Plattform www.go4bsb.de umgesetzt wird.

Eine Premiere wird auch die Veranstaltung der ersten internationalen Konferenz mit dem Thema „One-health: Outlook to the future“ in Almaty sein. Am 20. Juli 2022 werden Wissenschaftler aus Kasachstan und Zentralasien zusammen mit Experten aus westlichen Ländern zu Themen COVID19, Krim-Kongo-Hämorrhagisches Fieber und Tick-Borne-Encephalitis diskutieren. Diese Veranstaltung wird synchron in englischer und russischer Sprache stattfinden. Weitere Informationen zu dem Symposium unter www.gerkaznet.com .

Das „Deutsch-Kasachische Netzwerk für Biosicherheit“, die „Ukrainisch-deutsche Biosicherheitsinitiative für ein Zoonosen-Risikomanagement nahe der EU-Außengrenze“ und das Projekt „Aufbau eines vorderasiatischen Netzwerks für Biologische Sicherheit und Diagnostik gefährlicher Infektionskrankheiten“ veranstalteten Ende November ein zweitägiges Online-Symposium zum Thema Know your Pathogens – Eurasian online Symposium on Biological Health Hazards. Die Schirmherrschaft übernahm der deutsche Botschafter in Tiflis, Herr Knirsch, zusammen mit dem Leiter des Deutschen Biosicherheitsprogramms im Auswärtigen Amt, Herrn Tintrup. An der digitalen Veranstaltung nahmen mehr als 75 Fachexpertinnen und -experten aus Deutschland, der Ukraine, Kasachstan, Georgien, Usbekistan und der Niederlande teil. Die Teilnehmenden trugen zu den Themenkomplexen COVID19, Afrikanische Schweinepest, Milzbrand und andere bakterielle Infektionen sowie Biosicherheit vor und tauschten sich zum aktuellen Forschungsstand in den jeweiligen Feldern aus. Durch den Einsatz von Dolmetschern wurden die Beiträge des Symposiums simultan ins Russische und Englische übersetzt.

Die Veranstaltung stieß auf ein begeistertes Publikum und brachte die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Biosicherheitsprojekte nach fast zwei Jahren Pandemie wieder zusammen, um gemeinsam Forschung zu diskutieren. Ein weiteres Symposium wird im Frühjahr 2022 stattfinden.

Eine wichtige Säule des Deutsch-Kasachischen Netzwerkes für Biosicherheit ist die Veranstaltung von Workshops. Im Oktober war es möglich, insgesamt sieben Workshoptage bei den drei Projektpartnern - dem M. Aikimbayev’s National Scientific Center for Especially Dangerous Infections (NSCEDI), dem National Center for Biotechnology (NCB) in Almaty und dem Research Institute of Biological Safety Problems(RIBSP) in Otar - anzubieten. 

Das Projektteam veranstaltete Workshops zu den Themen „Erste Hilfe im Biosicherheitslabor“, „Risikokommunikation“ und „Dual-Use Research of Concern“. Die Arbeit im Labor ist ständig verbunden mit der Gefahr eines Unfalls. Bei einem Verletzten im Labor kann es durch unüberlegte Panikhandlungen zu potentiellen Infektionen mit EDPs oder sogar zur Verbreitung des Pathogens außerhalb des Labors kommen. Deshalb wurden in einem unterhaltsamen eintägigen Workshop die Grundlagen von Erster Hilfe geschult, um Wissenschaftler für eine richtige Reaktion im Notfall zu sensibilisieren.

Durch die COVID-19-Pandemie sahen sich viele Wissenschaftler auf einmal im Zentrum der Aufmerksamkeit. Freunde und Familie wollten genauere Informationen zum Virus und zur Arbeit im Labor. Darauf fundierte Antworten zu geben, kann kompliziert sein. Effiziente Wege, um schwierige Informationen zu verbreiten, sind unter dem Begriff „Risikokommunikation“ zusammengefasst. In dem Workshop wurden die theoretischen Grundlagen zu dem Thema vorgestellt und der korrekte Umgang mit Sozialen Medien diskutiert.

Die Arbeit mit hochansteckenden Organismen bewegt sich oft im Spannungsfeld des sogenannten Dual-Use Research of Concern (DURC), also Forschung, deren Ergebnisse nicht nur zur Bekämpfung von Krankheiten verwendet, sondern auch missbraucht werden können. Um für dieses Thema zu sensibilisieren wurden in dem eintägigen Workshop Grundlagen zu diesem Thema erarbeitet und mögliche Eintrittspforten für DURC bei der Projektplanung, Projektfinanzierung und Publikation erörtert.

Zudem/Außerdem/Zusätzlich wird auch die mittlerweile gut etablierte Vortragsreihe zu Zoonosen im November eine Fortführung finden. Zusammen mit den Partnerprojekten in Georgien und der Ukraine wird ein Online-Symposium zum Thema „Know your pathogens – Eurasian online symposium on biological health hazards“ organisiert. Am 18. und 19. November werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kasachstan, Georgien und der Ukraine zusammen mit Experten aus Europa über die Themen COVID-19, Afrikanische Schweinepest, Milzbrand, Leptospirose und Tularämie diskutieren. Diese Veranstaltung wird synchron in englischer und russischer Sprache stattfinden. Weitere Informationen zu dem Symposium finden Sie unter www.gerkaznet.com/symposium.

Da durch COVID-19 das Projektleben im Jahr 2020 vor allem online stattfand, war es nun endlich wieder möglich, persönlich mit den kasachischen Projektpartnern vor Ort zu sprechen. In einer zweiwöchigen Mission nach Almaty und Nur-Sultan konnte das Projektteam des IMB die für 2021 geplanten Projekte erfolgreich initiieren.

Mit den Partnerinstituten NSCEDI, RIBSP und NCB-AF wurde die wissenschaftliche Projektarbeit für das kommende Jahr skizziert und weitere Laborbesuche und Workshops fixiert. 
Durch den großen Erfolg der Online-Schulungen im letzten Jahr ist auch für die erste Jahreshälfte 2021 wieder geplant, regelmäßig Laborschulungen durch eine russisch/kasachische Trainerin an den Partnerinstituten anzubieten. Als Zielgruppe haben diese Schulungen junges wissenschaftliches und technisches Personal aber auch erfahrene Labormitarbeiter, um die Grundlagen von Biosicherheit in Laboren theoretisch und praktisch zu erfahren. Die Zielgruppe dieser Schulungen sind junges wissenschaftliches und technisches Personal sowie erfahrene Labormitarbeiter, die die Grundlagen der Biosicherheit in Laboren erlernen sollen. Dafür wurde ein Trainingsprogramm erstellt, welches nun ausgearbeitet und  zusammen mit der Web-Plattform GO4BSB umgesetzt wird.

Des Weiteren wurde im Beisein der deutschen Generalkonsulin eine Kooperationsvereinbarung mit dem National Center for Biotechnology (NCB) geschlossen. Ziel der Kooperation ist es, gemeinsame Studien zur Verbreitung von Rickettsien in Kasachstan durchzuführen. Das NCB ist ein landesweiter Zusammenschluss von staatlichen Laboren der Life Technology Branche. Die Außenstelle in Almaty, mit der die Kooperation hauptsächlich gelebt wird, beschäftigt sich mit der Suche und dem Monitoring von hochpathogenen Erregern in der Natur. Gemeinsam sollen nun modernste diagnostische Methoden etabliert werden, die ein verlässliches Erkennen von infizierten Patienten ermöglichen.

Eine Premiere wird auch das erste Online-Symposium zum Thema „COVID-19 and other emerging zoonoses“ im zentralasiatischen Raum sein. Am 21. und 22. April werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Kasachstan zusammen mit Experten aus Europa über die Themen COVID-19, Krim-Kongo-Hämorrhagisches Fieber und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) diskutieren. Diese Veranstaltung wird synchron in englischer und russischer Sprache stattfinden. Weitere Informationen zu dem Symposium finden Sie unter www.gerkaznet.com.

Im November und Dezember 2020 veranstaltete das Deutsch-Kasachische Netzwerk für Biosicherheit, gemeinsam betreut vom IMB und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, eine Serie von Onlineschulungen zu Themen der Biosicherheit. Mehr als 50 Mitarbeiter des Partners National Scientific Center for Especially Dangerous Infections (NSCEDI) mit seinen über das Land verteilten Anti-Pest-Stationen und neun neue Mitarbeiter des Partners Research Institute for Biosafety Problems (RIBSP) nahmen daran teil. 
Die interaktiven Onlinetrainings, geleitet durch Dr. Sulushash Zhumabayeva (lokale kasachische Trainerin, Angestellt durch das GIZ) und dem Projektmanager des Deutsch-Kasachischen Netzwerks für Biosicherheit am IMB, ermöglichten es den Kursteilnehmern Antworten auf folgende Fragen zu finden: Wie kann ich mich effizient gegen hochpathogene Erreger schützen? Wie werden Pathogene übertragen? Wie organisiere ich den sicheren Transport von Patientenproben vom Krankenhaus zum Diagnoselabor?

Die Teilnehmer behandelten während dem interaktiven Webinar wichtige Grundlagen zur Biosicherheit, zu persönlicher Schutzausrüstung, zum Schutz der Atemwege, zu möglichen Übertragungswegen von Infektionskrankheiten und zu internationalen Regeln zum Transport von Pathogenen. Zusätzlich wurden aktuelle Themen wie die gegenwärtige COVID-19-Pandemie diskutiert und Erfahrungen mit dem IMB ausgetauscht. 

Das Webinar wurde von den Teilnehmern begeistert aufgenommen und auch das Management beider Institutionen zeigten sich zum Erfolg der Webinare sehr zufrieden. Dr. Toktassyn Yerubayev, Direktor des NSCEDI stellte fest, dass ein Webinar eine gute Möglichkeit ist neue Mitarbeiter fortzubilden und auch Mitarbeiter in den dezentralen Anti-Peststationen mit zeitgemäßen Informationen zu versorgen. Dr. Abeuov, Direktor des RIBSP Training Centers, stellte mit Begeisterung fest, dass es möglich war die Kurse in kasachischer Sprache abzuhalten und so auch Mitarbeiter zu erreichen, welche der russischen oder englischen Sprache nicht mächtig sind. 

Mit diesem Pilotprojekt hat das Deutsch-Kasachische Netzwerk für Biosicherheit erkannt, dass trotz der Reisebeschränkungen durch die Pandemie effizient Schulungen an den Partnerinstituten veranstaltet werden können. Für das nächste Jahr wird nun geplant regelmäßig solche Webinare zu verschiedenen Biosicherheitsthemen stattfinden zu lassen. 

Ein großer Fokus des Deutsch-kasachischen Netzwerkes für Biosicherheit ist die Förderung von Frauen. So unterstützt das Projekt auch die Resolution 1325 des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen, welche die Bedeutung von Frauen in Friedensprozessen betont. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Inkrafttretens der Resolution organisierte das Auswärtige Amt die Online Ausstellung „Ohne Frauen kein Frieden“, um erfolgreiche Frauenförderung zu würdigen.

Das Deutsch-kasachische Netzwerk für Biosicherheit zeichnet in seinem Beitrag den Weg zur erfolgreichen Promotion seiner drei Nachwuchswissenschaftlerinnen nach und gibt Einblick in die sich hierdurch ergebenden Karriereperspektiven.

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Nach bereits sechsjährigem erfolgreichem Arbeiten geht das deutsch-kasachische Netzwerk für Biosicherheit in die dritte dreijährige Förderphase im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprgrammes, das vom Auswärtigen Amt gefördert wird. Um die in dieser Periode geplanten Aktivitäten anzustoßen, besuchte das Projektteam des Instituts für Mikorbiologie der Bundeswehr (IMB) die Partnerinstitutionen in den kasachischen Städten Almaty und Nur-Sultan (ehemals Astana).

Auch in der dritten Förderphase ist eine Vernetzung von relevanten Partnern in Kasachstan mit dem IMB eine Basis für eine erfolgreiche Arbeit. Mit dem als neuen Partner gewonnenen RIBSP (Research Institute for Biosafety Problems) in Otar konnte bei einem Treffen in Almaty die Vertiefung der Zusammenarbeit besprochen werden. Zukünftig soll mit dem RIBSP eine verstärkte wissenschaftliche Kooperation zum Thema Krim-Kongo-Fieber stattfinden.

Durch einige organisatorische Umstrukturierungen ist aus dem KSCQCD in Almaty und den dezentralen Peststationen das neue NSCEDI (National Center for especially dangerous infections) entstanden, welches dem Ministerium für Gesundheit untersteht. Um eine Weiterführung der bisherigen erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Partner in Almaty zu gewährleisten, wurde die Kooperationsvereinbarung zwischen dem NSCEDI und dem IMB um drei weitere Jahre verlängert.

Für die Abwicklung von zukünftigen logistischen Angelegenheiten wurde in Nur-Sultan mit der Organisation „International Science and Technology Center“ (ISTC) eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Das IMB ist seit Januar 2020 Partner des ISTC. Diese Organisation verfügt über eine breite Expertise auf dem Feld des internationalen Wissenschaftsmanagements und das IMB freut sich auf eine fruchtbare Zusammenarbeit mit dieser renommierten internationalen Organisation in Kasachstan.

Ein wichtiger Pfeiler des neuen Projekts wird die ständige Schulung wissenschaftlichen Personals vor Ort sein. Hierfür konnte in Frau Dr. Sulushash Zhumbayeva eine hochmotivierte Trainerin bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Kasachstan engagiert werden. Sie wird mit finanzieller Unterstützung des IMBs basierend auf der GO4BSB-Schulungsplattform regelmäßig Workshops und Schulungen zum Thema Biosicherheit an den beiden Partnerinstituten abhalten.

Im Januar 2017 begann am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr die zweite dreijährige Projektlaufzeit des deutsch-kasachischen Netzwerkes für Biosicherheit, das vom Auswärtigen Amt im Rahmen des Deutschen Partnerschaftsprogramms für biologische Sicherheit und Gesundheitssicherstellung gefördert wird. Hauptkooperations-partner in Kasachstan sind die Kasachische Nationale Medizinische Universität (KNMU), das Scientific Practical Center of Sanitary Epidemiological Expertise and Monitoring (SPC SEEM) und das M. Aikimbayev Kazakh Scientific Center of Quarantine and Zoonotic Diseases (KSCQZD), neben dem das neue Central Reference Laboratory erbaut wurde. Diese Institutionen haben ihren Sitz in Almaty. Den Großteil der vor Ort anfallenden administrativen und organisatorischen Aufgaben wickelt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ab.

Kasachstan ist seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 und der anschließend erfolgten Unabhängigkeitserklärung eine autonome Nation. Zur Zeit der Sowjetunion spielte das Land eine wichtige Rolle für die sowjetische Militärindustrie, unter anderem bei der Erforschung, Produktion und Testung biologischer Waffen (B-Waffen). Oft dienten dabei als Ausgangsmaterial für die B-Waffen-Forschung in Zentralasien natürlich vorkommende Erreger. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und vielfältigen Landschaften bietet die Natur Kasachstans ideale Voraussetzungen für verschiedene Pathogene, die beim Menschen schwere Erkrankungen auslösen und potenziell als B-Kampfstoffe missbraucht werden können. So sind Bacillus anthracis, Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Virus (CCHFV), Brucellen, Hantaviren, Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-(FSME)-Virus, Francisella tularensis, Yersinia pestis, Coxiella burnetii und Rickettsien nur einige der dafür infrage kommenden Erreger.

Nur wenige offizielle Daten gibt es zur Epidemiologie dieser Pathogene, den damit in Kasachstan assoziierten Erkrankungen oder zu aktuellen Fallzahlen. Auch Aus-bruchsgeschehen können aufgrund vielfach fehlender moderner Detektionsmetho-den oft nur unzureichend untersucht und aufgeklärt werden. Für viele der genannten Krankheitserreger gibt es keine wirklich zuverlässigen und aussagekräftigen diagnostischen Nachweisverfahren. Letzte umfassende epidemiologische Studien zu den genannten Erregern wurden noch unter dem Sowjet-Regime durchgeführt, manchmal gibt es noch Daten aus den 1990er Jahren.

Pestfälle werden noch immer in den traditionellen Peststationen („Anti-Plague-Stationen“) in allen Landesteilen untersucht. Nach wie vor kommen Pesterreger in Reservoirwirtstieren vor. Mehrere Endemiegebiete der Zeckenenzephalitis (FSME) sind bekannt und es wird eine hohe Prävalenz des Erregers in Zecken vermutet, jedoch existieren dafür mangels geeigneter Nachweisverfahren keine zweifelsfreien Daten. Ähnliches gilt für Tularämie und Q-Fieber, die ebenfalls in Kasachstan endemisch sind. Sehr schwer verlaufende, durch CCHFV und Hantaviren verursachte, hämorrhagische Fieber werden zwar regelmäßig anhand klinischer Falldefinitionen diagnostiziert, die Absicherung dieser Diagnose mittels direkter oder indirekter Verfahren zum Virusnachweis aus Patientenmaterialien bleibt jedoch aus. Hunderte Fälle von Rickettsiosen werden ebenfalls jährlich nur anhand des klinischen Bildes diagnostiziert.

Aktuell gemeldete Krankheitsausbrüche durch potenziell B-relevante Erreger betreffen u.a. Milzbrand (2016) und Brucellose (2017).

Auch das Folgeprojekt von 2017 bis 2019 hat sich die zunehmende Sensibilisierung der kasachischen Partner für die mit solchen Infektionserregern assoziierten Gefahren und Erkrankungen sowie für die damit verbundenen Aspekte der biologischen Sicherheit zum Ziel gesetzt („Awareness-Raising“). Geplant sind daher weitere Laborschulungen sowohl in Kasachstan als auch in München, Workshops, Feld- und Surveillance-Studien sowie die verstärkte Einbindung kasachischer Wissenschaftler in die entsprechende deutsche und internationale Wissenschaftsgemeinde. Schulungen zu Biosafety- und Biosecurity-Aspekten im Umgang mit entsprechenden Pathogenen werden für Mitarbeiter der KNMU und des SPC SEEM angeboten. Die erlangten diagnostischen Fähigkeiten sollen zur Erweiterung des epidemiologischen Monitorings (Surveillance) führen. All dies dient langfristig dem „Capacity Building“ im Partnerland. Wehrmedizinisch relevant für die Bundeswehr ist das Projekt unter anderem durch die Stärkung und Verbesserung diagnostischer Fähigkeiten. Es leistet einen wesentlichen Beitrag zur Etablierung neuer Analysemethoden zum Nachweis B-relevanter Erreger und liefert so die Basis für ein kontinuierliches Monitoring von Erregerreservoiren und zirkulierenden Pathogenen in Kasachstan. Das Monitoring ermöglicht es, biologische Gefahren frühzeitig zu erkennen und einzudämmen. Diese Maßnahmen dienen zudem dem Schutz Deutschlands vor einer möglichen unkontrollierten Ausbreitung entsprechender Infektionserkrankungen.

Die bisherigen Missionen in Kasachstan integrierten die verschiedenen Ministerien, die Botschaft in Astana sowie das deutsche Generalkonsulat und die Partnerinstitutionen in Almaty in die Projektaktivitäten. Auf das während der ersten Projektlaufzeit etablierte und sehr gute Vertrauensverhältnis mit den kasachischen Partnern kann nun aufgebaut werden. So stand auch die erste Mission der neuen Projektperiode Ende März/Anfang April 2017 in Almaty unter dem Motto „Etablierung von Kontakten und Vernetzung von One-Health-Akteuren: Sie beinhaltete ein Kick-off Meeting mit den Projektmitarbeitern, die Unterzeichnung neuer Kooperationsvereinbarungen für die Projektphase 2017 – 2019 mit den Partnerinstitutionen, der Kasachischen Nationalen Medizinischen Universität (KNMU), dem Scientific Practical Center for Sanitary Epidemiological Expertise and Monitoring (SPC SEEM) und dem M. Aikimbayev Kazakh Scientific Center of Quarantine and Zoonotic Diseases (KSCQZD), sowie den Abschluss des Ausbildungsabschnittes zur Labordiagnostik einer serologischen Studie (FSME, CCHFV und Rickettsien) an der KNMU.

 

Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarungen bedeutete die Erfüllung eines wichtigen ersten Milestones im Projekt.

Im ersten Projektzeitraum besuchten mehrere kasachische Delegationen, darunter auch eine Vertreterin des kasachischen Gesundheitsministeriums, die internationalen „Medical Biodefense Conferences“ des IMB im Oktober 2013 und April 2016 in München. Im Herbst 2016 nahmen sie an einer „Biostudytour“ zu verschiedenen Institutionen in Deutschland teil.

Zur Stärkung der Biosicherheit in den Laboren der Projektpartner wurden zwischen 2013 und 2016 vier Trainingseinheiten und sechs Workshops in Kasachstan durch-geführt, unter anderem zu den Themen „Hygiene, Arbeitsschutz, Biosafety & Bio-security“ sowie „Neue diagnostische Methoden in der Molekularbiologie“.

Seit 2014 nehmen zwei kasachische Nachwuchswissenschaftler an dem international anerkannten Doktorandenprogramm „Public Health“ des Centers for International Health (CIH) der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) teil. Zukünftig werden sie als Trainer fungieren. Frau Abdiyeva, eine der Doktorandinnen, erhielt im Dezember 2016 sogar die Gele-genheit ihre Forschungsarbeiten dem Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, persönlich auf einem zu seinen Ehren veranstalteten Jugendforum vorzustellen.

Die regelmäßigen Projektbesprechungen mit den kasachischen Wissenschaftlern und deren Sachstandsberichte zu ihren Projektaktivitäten mündeten in eine Sur-veillance-Studie an hospitalisierten Patienten mit unklaren fieberhaften Erkrankungen (FUO), die vom Ethikkomittee der KNMU und der LMU im Jahr 2014 genehmigt worden war. Zur Beurteilung der aktuellen Lage hochpathogener Erreger wurden in zwei Regionen Kasachstans bei über 800 Patienten mit Fieber unklarer Genese serologische Untersuchungen auf Antikörper gegen B-relevante Erreger durchgeführt. In einer parallel ablaufenden Vektor-Surveillance-Studie wurden 3000 Zecken auf hochpathogene Enzephalitis-Viren, Hämorrhagische Fieber-Viren und Rickettsien untersucht. Im Herbst 2016 fand in Almaty die Abschlusskonferenz zur ersten Projektphase mit Vorstellung der Forschungsergebnisse statt. Sie wurde vom deutschen Generalkonsul eröffnet, von kasachischer Seite nahmen führende Wissenschaftler und Politiker teil.

Zwei weitere kasachische Nachwuchswissenschaftlerinnen besuchten im Frühjahr 2017 das IMB in München. Eine der Wissenschaftlerinnen nimmt an dem Dokto-randenprogramm des CIH der LMU teil. Beide erlernten bereits zu Beginn des Jahres 2017 erste diagnostische Tests zum Nachweis von TBEV und Hantaviren und sind nun befähigt diese selbstständig durchzuführen und ihr Wissen weiterzugeben.

Alle ins Projekt integrierten kasachischen Wissenschaftler beteiligen sich mittlerweile mit Vorträgen und Postern an internationalen Kongressen wie beispielsweise im Juli 2017 in Ulaanbaatar, der Hauptstadt der Mongolei, an der Internationalen Konferenz “Current Issues on Zoonotic Diseases“ oder im Herbst an der internationalen Zoonosetagung „National Symposium on Zoonoses Research 2017“ in Berlin.

Weitere Trainingseinheiten und Laborschulungen zum Thema „Biosafety und Bio-security“ werden auch im Rahmen der zweiten Projektlaufzeit in den Laboren der Kooperationspartner in Almaty stattfinden. Aktuell ist dazu im September 2018 ein Workshop in Kasachstan geplant.

Die Mission im Juni/Juli 2017 diente auch dazu die neue Projektphase mit Inhalten und Zielen an der Deutschen Botschaft in Astana und am Kasachischen Ministerium für Bildung und Forschung sowie am Gesundheitsministerium zu präsentieren. Weitere Übungseinheiten zum Training neuer Projektmitarbeiterinnen fanden statt. Auch fand auf dieser Mission ein Informationsaustausch mit den drei Partnerinstituten zu den vorläufigen Ergebnissen der Untersuchungen zum Vorkommen Zecken-übertragener B-relevanter Erreger statt.

Die Herausgabe gemeinsamer wissenschaftlicher Publikationen, ein Buch über Biosicherheit in Kasachstan, Präsentationen und Poster an internationalen Fachkonferenzen stärken die nachhaltige Kooperation mit den kasachischen Partnern und die Sichtbarkeit des Projekts. Auf der Weltausstellung EXPO in Astana war das Projekt mit einem Poster vertreten.

Wie bereits im ersten Projektzeitraum werden auch aktuell wieder Geräteausstattung und weiteres Material für die Partnerinstitutionen organisiert und von Deutschland nach Kasachstan geliefert.

Weitere Missionen finden in den Jahren 2018 und 2019 statt.