Biosicherheitsprojekt in Georgien

Ein Netzwerks für biologische Sicherheit und Diagnostik gefährlicher Infektionskrankheiten in der Kaukasusregion

Hintergrund

Aufgrund des natürlichen Vorkommens zahlreicher gefährlicher Krankheitserreger bei gleichzeitig begrenzten Untersuchungskapazitäten besteht in Georgien ein unverändert großer Bedarf an Schulungen und Studien im Bereich der Biosicherheit und der Diagnostik von Infektionskrankheiten. Durch einen noch bestehenden Mangel an qualifiziertem wissenschaftlichem und technischem Laborpersonal, kommt es vermutlich landesweit weiterhin zu einer erheblichen Untererfassung von Infektionen.
Darüber hinaus spielt Georgien durch seine geostrategische Lage eine tragende Rolle für die Sicherheit in der Kaukasusregion. Versuche terroristischer oder krimineller Gruppen zur Beschaffung von in Georgien endemisch vorkommenden Krankheitserregern können nicht ausgeschlossen werden.

Zielsetzung

Seit 2013 setzen das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH im Auftrag des Auswärtigen Amtes das Projekt in der Kaukasusregion als Teil des Deutschen Biosicherheitsprogramms um.
Ziel ist die Stärkung der Biosicherheitskapazitäten und die Sicherstellung eines nachhaltigen Wissenstransfers in Georgien und in den Nachbarstaaten Aserbaidschan und Armenien.

Maßnahmen

Zentrale Partnereinrichtung für die Umsetzung der Projektziele ist das National Center for Disease Control and Public Health (NCDC) in Tiflis. Als zuverlässiger Partner für Feldstudien konnte zusätzlich die dem Landwirtschaftsministerium unterstellte georgische Lebensmittelbehörde gewonnen werden.

Im Fokus des Biosicherheitsprojekts stehen:

  • Ausbildung von Fachpersonal in Diagnostik gefährlicher Krankheitserreger,
  • Stärkung des Fachpersonals in der Anwendung internationaler Laborstandards,
  • Studien zum Vorkommen gefährlicher Krankheitserreger in der Kaukasusregion,
  • Unterstützung beim Aufbau regionaler Kooperationen im Bereich Forschung und Biosicherheit,
  • Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses in Georgien.

Aktivitäten

Zum Abschluss des Projektjahres 2023 stimmt sich das deutsche Projektteam mit den Vertreterinnen und Vertreter des National Center for Disease Control & Public Health (NCDC), des georgischen Innenministeriums und des georgischen Gesundheitsministeriums zu gemeinsamen Aktivitäten ab.

Im Anschluss an die Medical Biodefense Conference organisierten die deutschen Projektteams für Tunesien, der Ukraine, Georgien, Usbekistan und der G5-Staaten das 1. IMB BioS Symposium. Das Symposium diente dem Erfahrungsaustausch zum Einsatz eines mobilen Labors und der überregionalen Vernetzung der Projektteilnehmenden.

Auf der 18. Medical Biodefense Conference stellten die georgischen Partner die Ausbildungserfolge, die im Rahmen des Biosicherheitsprojektes erzielt wurden, vor.

Am IMB wurden ukrainische und georgische Wissenschaftlerinnen gemeinsam in Labortechniken zur eigenständigen Herstellung eines diagnostischen Tests zum Nachweis von Infektionserregern geschult.

Die Schulung zur Etablierung eines neuen PCR-basierten Diagnostiktests wurden am NCDC fortgeführt. Die Wissenschaftlerinnen werden nach dem Train the Trainer-Konzept ausgebildet, so dass sie das Erlernte zum Nachweis gefährlicher Infektionserreger an neues Laborpersonal weitergeben können.

Zum Auftakt der neuen Förderungsphase besprach das deutsche Projektteam die geplanten Projektaktivitäten mit den Teams vom NCDC und vom Innenministerium. Außerdem wurden erste Laborschulungen zur Etablierung eines neuen PCR-basierten Diagnostiktests durchgeführt.

Zum Abschluss der dritten Förderphase des Biosicherheitsprojektes in Georgien wurden die Projektaktivitäten und Forschungsergebnisse zusammengefasst und Projektideen für die nächste Phase besprochen.

Seit 2018 werden im Rahmen des Biosicherheitsprojektes Studien zum Vorkommen von Leptospiren in Georgien durchgeführt. Die Ergebnisse der Arbeit wurden von zwei Wissenschaftlerinnen auf der 12th International Leptospirosis Society (ILS) Conference in Bangkok (Thailand) präsentiert.

Vom 03. - 07. Oktober 2022 fand die Biosafety Association for Central Asia and the Caucasus (BACAC)-Konferenz in Tiflis statt. Das Biosicherheitsprojekt Georgien veranstaltete zusammen mit den Teams der Biosicherheitsprojekte Ukraine und Kasachstan Workshops zur Diagnostikmethode „indirekte Immunfluoreszenztechnik“.

Georgische Wissenschaflerinnen wurden in der Validierung von diagnostischen Nachweismethoden geschult.

Für eine Biosurveillance-Studie zu zeckenübertragenen Krankheitserregern in Georgien wurde georgisches und amerikanisches Fachpersonal in der morphologischen Identifizierung von Zeckenspezies geschult.

Die gemeinsame Jahresauftaktveranstaltung der Biosicherheitsprojekte Georgien und Ukraine in Tiflis ermöglichte die Vorstellung und Diskussion erzielter Untersuchungsergebnisse sowie die Abstimmung zukünftiger Zusammenarbeiten.

Im Rahmen eines virtuellen Jahresabschlusstreffens mit den georgischen Projektpartnerinnen wurden die Aktivitäten des Projektjahres 2021 resümiert und erste Vorbereitungen für die geplante Auftaktveranstaltung 2022 getroffen. 

Zwei georgische Wissenschaftlerinnen wurden am IMB in der eigenständigen Entwicklung und Validierung einer neuen molekularbiologischen Nachweismethode geschult.

In Zusammenarbeit mit dem IMB und der GIZ veranstaltete das NCDC eine Impulsvorlesung zum Thema „Prinzipien, Praktiken und Instrumenten der Nichtverbreitung – Dual-use Research of Concern (DURC)“.

Um den wissenschaftlichen Austausch zu aktuellen zoonotischen Infektionskrankheiten in DEU, GEO, UKR und KAZ zu fördern, organisierte das IMB das virtuelle Symposium Know your Pathogens – Eurasian online Symposium on Biological Health Hazards. Die Schirmherrschaft übernahm der deutsche Botschafter in Tiflis, Herr Knirsch, zusammen mit dem Leiter des Deutschen Biosicherheitsprogramms im Auswärtigen Amt, Herrn Tintrup. An der digitalen Veranstaltung nahmen mehr als 75 Fachexpertinnen und -experten aus Deutschland, der Ukraine, Kasachstan, Georgien, Usbekistan und den Niederlanden teil.

Im Rahmen der Ausbildung von First Responder wurden Mitarbeitende des georgischen Innenministeriums in theoretischen Grundlagen der Mikrobiologie geschult. 

An der Medical Biodefense Conference 2021, die biennal vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr organisiert wird, nahmen die georgischen Partner in Präsenz und online teil. Eine georgische Wissenschaftlerin stellte eine im Rahmen des Biosicherheitsprojektes durchgeführte Studie zu multiplen SARS-CoV-2 Mutationen bei immungeschwächten Onkologiepatienten vor.

Erstmalig nach den Corona-bedingten Reisebeschränkungen besuchte das deutsche Projektteam die Partner am NCDC, um Details für die geplante Corona-Studie zu diskutieren. Des Weiteren wurden koordinative Gespräche mit Vertretern des georgischen Innenministeriums sowie der nationalen Lebensmittelbehörde geführt, um die nächsten Schritte für die Kooperation abzustimmen.

Ein weiterer Schwerpunkt waren Schulungsmaßnahmen.

Zusammen mit dem ukrainischen Biosicherheitsprojekt fand im April ein virtuelles Training zur Validierung neuentwickelter Methoden zur Diagnostik hochinfektiöser Erreger statt. Durch die gemeinsame Teilnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Ukraine, Georgien und Deutschland wurde der internationale Austausch und die Vernetzung im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprogramms gestärkt.

Per Videokonferenz wurde mit den georgischen Partnern das auslaufende Projektjahr resümiert und Pläne für das Projektjahr 2021 diskutiert. 

Aufgrund der anhaltenden COVID-19-Pandemie konnten einige Projektaktivitäten, die 2020 in Georgien geplant waren, nicht stattfinden oder wurden in das Projektjahr 2021 verschoben. Als alternatives Arbeitspaket entwickelte das Projektteam am IMB zusammen mit den georgischen Partnern eine molekular-epidemiologischen Studie, um Infektionsketten in Georgien besser nachverfolgen zu können. Hierzu wurde im Dezember weiteres Material für die COVID-19-Diagnostik an das NCDC verschickt.

Aufgrund von Reise- und Sicherheitshinweise während der COVID-19-Pandemie mussten einige Projektaktivitäten in das nächste Jahr verschoben werden. Allerdings konnte die für Herbst angesetzte Feldstudie zum Vorkommen von Leptospirose wie geplant stattfinden und in der Adjara-Region in Georgien wurden Mäuse und Ratten auf den Leptospirose-Erreger untersucht. Neben den Partnern aus dem NCDC nahm auch Fachpersonal der georgischen Lebensmittelbehörder (National Food Agency) an der Feldstudie teil. Somit konnte auch ein wichtiger Beitrag zur nationalen Vernetzung und Zusammenarbeit verschiedener georgischer Organe weiter ausgebaut und gestärkt werden.

Außerdem initiierte eine der im Rahmen des Biosicherheitsprojektes ausgebildete georgischen Doktorandin erfolgreich eine Seminarreihe zu endemischen Fieberkrankheiten für Mitarbeitende des georgischen Gesundheitswesens.

Bereits seit Februar unterstützt das IMB die georgischen Partner bei der Etablierung und Durchführung der Covid-19-Diagnostik. Bis Mai wurde den Partnern am NCDC diagnostisches Material in mehreren Teillieferungen übergeben. Aufgrund der logistischen Einschränkungen aufgrund der SARS-CoV-2-Pandemie unterstützten die deutsche Botschaft in Tiflis und das georgische Honorarkonsulat in München bei der Auslieferung. 

Zu Beginn der neuen Programmphase wurde die Umsetzung der geplanten Projektaktivitäten mit den Partnern vom NCDC und der GIZ in Tiflis vereinbart.

Zum Abschluss der 2. Projektphase fand am 20. und 21. November 2019 das Biosafety and Biosecurity Symposium in Tiflis statt. Unter den geladenen Gästen waren der deutsche Botschafter Herr Hubert Knirsch, politische Akteure aus Georgien sowie über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Georgien, der Ukraine und Armenien.

Teilnahme einer georgisch Doktorandin an der 11th International Leptospira Conference in Vancouver, Kanada.

Sammeln von Zecken in Kumissi für eine Surveillance-Studie von endemischen Krankheitserregern in Georgien.

Zu Beginn des Förderungsjahres 2019 wurden die geplanten Aktivitäten mit den Partnern vom NCDC und der GIZ besprochen. Im Rahmen dieses Besuches hatten die georgischen Nachwuchswissenschaftlerinnen die Möglichkeit, ihre aktuellen Forschungsdaten zu präsentieren.

Workshop zum Etablieren eines neuen Gerätes zur Diagnostik mittels Echtzeit-PCR. Eingeladen waren auch Partner aus Aserbaidschan.

Um die Kapazitäten der georgischen Partner zur Sammlung von Proben für geplante Feldstudien zu stärken, wurde mit einem Trainerteam vom IMB ein Workshop durchgeführt.

Um die Kapazizäten der georgischen Partner zur Bestimmung von Zecken für geplante Feldstudien zu stärken, wurde mit der Expertin Dr. Chitimia-Dobler vom IMB ein Workshop durchgeführt.

Die georgischen Nachwuchswissenschaftlerinnen nahmen an der Northern European Conference on Travel Medicine in Stockholm bzw. am 3rd European Leptospira Meeting in Alghero teil.

Sammlung von Proben für eine Feldstudie zum natürlichen Vorkommen von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das deutsch-georgische Projektteam wurde von der georgischen Lebensmittelbehörde bei der Probenahme unterstützt.

Ein Symposiums zu Biosicherheit wurde zu Ehren des Deutsch-Georgischen Jahres 2017 organisiert.

Zur Unterstützung der georgischen Nachwuchswissenshaftlerinnen wurde ein Laborworkshop zur Charakterisierung hochpathogener Krankheitserreger durchgeführt.

Zur Stärung der organisatorischen Fähigkeiten der georgischen Partner wurde ein Workshop durchgeführt.

Ausbildung der Partner am NCDC in diagnostische Nachweismethoden hochgefährlicher Krankheitserreger. Zu der Veranstaltung wurde auch Personal des georgischen Landwirtschaftsministeriums eingeladen.

Zusammen mit dem deutschen Projektteam sammelten georgische Feldarbeiter Proben für eine aktuelle Studie zum Vorkommen von FSME in Georgien.

Zu Beginn der neuen Projektphase des Biosicherheitsprojekts in Georgien wurden Gespräche mit der Leitung des Partnerinstituts NCDC geführt. 

Die erste Projektphase 2013 – 2016 wurde im Rahmen des neu inziierten „Deutsche Partnerschaftsprogramm für biologische Sicherheit und Gesundheitssicherstellung“ gefördert. In der Projektlaufzeit wurde georgischer Wissenschaftsnachwuchs in Labortechniken zur Detektion und Identifizierung von hochpathogenen Erregern sowie zu Themen der Biosicherheit und des Projektmanagements geschult. Des Weiteren wurde in ersten Feldstudien das natürliche Vorkommen von pathogenen Erregern untersucht.