Medical Biodefense Conference 2013: Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte

Fast 500 Experten aus dem militärischen Bereich, von Regierungsorganisationen, Universitäten, staatlichen Forschungseinrichtungen und der Industrie fanden sich vom 22.–25. Oktober 2013 an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in München zur Medizinischen B-Schutztagung - „Medical Biodefense Conference 2013“ - ein.

 

Die Internationalität der Tagung war einmal mehr beeindruckend, konnte doch der Tagungspräsident, Oberstarzt Prof. Dr. Lothar Zöller, Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB), Teilnehmer aus 39 Nationen begrüßen, deren Flaggen auf dem Podium des Auditorium maximum „Hans Scholl“ aufgereiht waren.

Mit Stolz verwies Prof. Dr. Zöller in seiner Eröffnungsrede auf den damit erreichten neuen Teilnehmerrekord bei diesem „Weltforum der Medical-Biodefense-Forschung“. Für die gastgebende Sanitätsakademie begrüßte der neue Direktor Wissenschaft, Generalarzt Dr. Norbert Weller, die Gäste aus aller Welt. Internationale Fachtagungen wie diese stünden fortan im Fokus des Interesses der „neuen Sanitätsakademie“, betonte Dr. Weller. Auch der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie (DGWMP), Generalarzt a. D. Dr. Christoph Veit, wandte sich mit einem Grußwort an das Publikum. Die DGWMP war bereits zum dritten Mal Partner des IMB bei der Organisation dieser traditionellen, im Jahre 1994 begründeten Tagung und trug eine Industrieausstellung mit 27 Ausstellungsständen sowie ein wissenschaftliches Satellitensymposium bei.

Ein anspruchsvolles Programm mit 100 Vorträgen und 109 Posterpräsentationen, verteilt über zweieinhalb Tage, erwartete die Teilnehmer, die sich bereits am Vortag der offiziellen Eröffnung bei einer „Special Lecture“ einstimmen konnten. Dabei präsentierte einer der bekanntesten Biowaffenexperten, Dr. Milton Leitenberg von der Universität Maryland (USA), Details aus seinem neuesten Buch über das ehemalige sowjetische Biowaffenprogramm. Bei der Eröffnungssitzung am 23. Oktober 2013 traten mit Prof. Dr. Martin Maiden (Universität Oxford, UK) und Prof. Dr. Christian Drosten (Universität Bonn, Germany) gleich zwei internationale Spitzenforscher als Redner auf. Maiden zeigte in seinem beeindruckenden Vortrag die Möglichkeiten moderner bakteriologischer Genomanalysemethoden auf. Drosten, Mitentdecker des SARS-Coronavirus, faszinierte das Publikum mit einem Vortrag über die unerschöpfliche Virenvielfalt in natürlichen Reservoirwirten, aus denen heraus immer wieder neue Infektionserreger die Speziesbarriere zum Menschen überwinden. Eindrucksvoll belegte er damit die Rolle der Natur als „größtem Bioterroristen“, wie es einmal der niederländische Virologe Osterhaus treffend formulierte.

Das umfangreiche Konferenzprogramm war in parallele Sitzungen zu verschiedenen Themenschwerpunkten aufgeteilt, die ausnahmslos hervorragend besucht waren. Große Aufmerksamkeit fand zum Beispiel die Sitzung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), die sich schwerpunktmäßig mit dem Middle East Respiratory Syndrome (MERS) befasste. In der wissenschaftlich herausragenden „Pest-Sitzung“ traten unter dem Motto „Black death still alive?“ einige der weltweit führenden Pestforscher auf. Oberstabsveterinär Dr. Julia Riehm (IMB) präsentierte dabei die neuesten Genomtypisierungsdaten über die in ihrer Arbeitsgruppe untersuchten Pestbakterien-Stämme. Professor Dr. Dave Wagner von der Northern Arizona University beantwortete schließlich die rhetorisch gemeinte Motto-Frage mit einem klaren „Ja“ und erbrachte dafür den molekularen Beweis.
In einem durchaus nicht unumstrittenen Vortrag wies die international renommierte Biowaffenexpertin, Jill Bellamy van Alst auf die mögliche Bedrohung durch ein syrisches B-Waffenprogramm hin, für dessen Existenz sie starke Verdachtsmomente sieht.

Viel Aufmerksamkeit fand auch der interaktive Fall- und Szenario-Workshop, bei dem die Zuhörer Gelegenheit hatten, mit Hilfe eines TED-Abstimmungssystems ihre Meinung zu den präsentierten klinischen Fällen sowie dem Szenario eines Anschlags auf das Münchner Oktoberfest einzubringen. In weiteren Fokus-Sitzungen wurden die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der mobilen Laboratorien sowie die neuesten Diagnostika- und Therapeutika-Entwicklungen vorgestellt. Im Rahmen der Industrieausstellung präsentierte das IMB das unter Federführung von Oberfeldarzt Dr. Wölfel im Rahmen eines EU-Projekts entwickelte mobile Biolabor, das künftig durch die Europäische Union der WHO für Ausbruchsuntersuchungen zur Verfügung gestellt werden soll. Am Rande der Tagung trafen sich zahlreiche NATO-Arbeitsgruppen und Netzwerke, deren Mitglieder die regulären Treffen mit einer Tagungsteilnahme verbanden. Ausländische Militärdelegationen aus Aserbaidschan, Jordanien, Pakistan, Tunesien und der Mongolei nahmen im Rahmen der bilateralen Jahresprogramme an der Tagung teil. Delegationen aus Kasachstan und Georgien waren angereist, um die Projektaktivitäten im Rahmen des deutschen Beitrags zum „G8-Global-Partnership“-Programm zur Stärkung der Biosicherheit mit dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr abzustimmen.

Abgerundet wurde die Medical Biodefense Conference 2013 durch das von der DGWMP organisierte und unterstützte Rahmenprogramm. Über 300 Tagungsteilnehmer trafen sich bereits am Vorabend der Tagung zu einem „Icebreaker“. Ebenso gut besucht war der Bayerische Abend im Augustinerkeller, bei dem die Stadtkapelle Unterschleißheim mit bayerischer Blasmusik aufspielte. Die Mitarbeiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr sowie zahlreiche Teilnehmer waren in Dirndl und Lederhosen erschienen und sorgten für gute Laune und angeregte Unterhaltung. Die traditionell familiäre Atmosphäre der Medical Biodefense Conference war trotz der hohen Teilnehmerzahl auch bei dieser Tagung wieder spürbar und gehörte neben der hohen wissenschaftlichen Qualität der Beiträge zu den Alleinstellungsmerkmalen, die diese Konferenz auszeichnen.

Die nächste internationale Medical Biodefense Conference ist für Oktober 2015 wiederum in München geplant.