Ertüchtigungsvorhaben in Tunesien

Biologische Lagen: Sicherheitskooperation für biologische Bedrohungen in Tunesien

Hintergrund

Tunesien ist einer der nordafrikanischen Staaten, die gegenwärtig eine demokratische Entwicklung durchlaufen. Doch die Rahmenbedingungen dieses Übergangsprozesses sind schwierig: wirtschaftliche Krisen und bewaffnete Islamisten im Land und an den Grenzen verursachen Sicherheitsprobleme.

Durch Tunesiens strategische Lage zwischen Libyen, Algerien und dem Mittelmeer besteht für das Land das Risiko, von Terrorgruppen als Rückzugs- oder Transitland bzw. unmittelbar als Terrorziel genutzt zu werden. Dabei könnte auch eine absichtliche Freisetzung gefährlicher Krankheitserreger eine große Gefahr für die Bevölkerung darstellen. Gleichzeitig können endemisch in Tunesien vorkommende Krankheitserreger bei natürlichen Ausbrüchen zu einer Verschärfung der derzeit bereits angespannten Sicherheitslage führen.

Das Projekt wurde 2017 als Teil der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung initiiert und wird seit 2023 im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprogramms implementiert.

Zielsetzung

Vor diesem Hintergrund realisiert das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH in Kooperation mit Partnern des tunesischen Sanitätsdienstes ein Vorhaben zur Stärkung der tunesischen Präventions- und Reaktionsfähigkeit auf biologische Bedrohungen. 

Das Biosicherheitsprojekt in Tunesien hat das Ziel, die tunesische Eigenverantwortung durch die Befähigung der Partner zur wirksamen Krisenprävention und -reaktion auf biologische Bedrohungen zu fördern. Ein frühzeitiges Zusammenwirken ziviler, militärischer und rüstungskontrollpolitischer Komponenten soll dabei eine langfristige Stabilisierung gewährleisten. Mit der Bereitstellung von Ausrüstung und Ausbildungsmaßnahmen zur mobilen Infektionsdiagnostik wird ein zivil-militärisches Netzwerk aufgebaut und die nationale Krisenfähigkeit Tunesiens im Bereich der biologischen Sicherheit gestärkt.

Maßnahmen

Als zentrale Partnereinrichtungen wurden die Generaldirektion für militärische Gesundheit des tunesischen Verteidigungsministeriums und das Militärkrankenhaus in Tunis identifiziert. Gemeinsam mit Fachpersonal aus dem Pasteur-Institut und dem Charles-Nicolle-Krankenhaus in Tunis stellen diese Einrichtungen Fachpersonal für das Diagnostikteam des tunesischen mobilen Labors bereit.

Im Fokus des Vorhabens steht die Ausbildung von tunesischem Fachpersonal in Diagnostik gefährlicher biologischen Agenzien:

  • Übergabe einer mobilen Diagnostikeinheit an die tunesischen Partner,
  • Ausbildung eines tunesischen Diagnostikteams in der Anwendung der mobilen Diagnostikeinheit,
  • Ausbildung eines tunesischen Trainerteams für das mobile Labor (Train the Trainer-Konzept),
  • Untersuchungen zum Vorkommen gefährlicher Krankheitserreger in Tunesien.

Publikationen

Whole genome sequencing and phylogenetic classification of Tunisian SARS-CoV-2 strains from patients of the Military Hospital in Tunis. Handrick S, Bestehorn-Willmann M, Eckstein S, et al. Virus Genes. 2020 Oct. https://doi.org/10.1007/s11262-020-01795-9

Im Anschluss an die Medical Biodefense Conference organisierten die deutschen Projektteams für Tunesien, der Ukraine, Georgien, Usbekistan und der G5-Staaten das 1. IMB BioS Symposium. Das Symposium diente dem Erfahrungsaustausch zum Einsatz eines mobilen Labors und der überregionalen Vernetzung der Projektteilnehmenden.  

Auf der 18. Medical Biodefense Conference stellten die tunesischen Partner die Ausbildungserfolge, die im Rahmen des Biosicherheitsprojektes erzielt wurden, vor.

Bei der dritten gemeinsamen Feldübung bearbeiteten die tunesischen Partner des IMB und des Robert Koch-Instituts einen simulierten Tatort.

Die GIZ und das Robert Koch-Institut organisierten für die tunesischen Partner im Deutschen Biosicherheitsprogramm eine Study Tour in Berlin. Auf der Agenda standen u.a. ein Besuch des Auswärtigen Amtes und des Bundesamtes für Risikobewertung. Das Team des IMB und seine tunesischen Partner nahmen an der dreitägigen Veranstaltung teil.

Im Rahmen der Train the Trainer-Ausbildung führten die Trainer in Ausbildung eine erste kleine Feldübung in Tunis durch.

Im Rahmen der Train the Trainer-Ausbildung schulte das deutsche und tunesische Trainerteam neue Labortrainer und neues Laborpersonal für das mobile Labor in Tunesien.

Fachkräfte des TUN mobilen Labors erlernten die nächsten Schritte der Vollgenomsequenzierung von Infektionserregern.

Im Rahmen des Train the Trainer-Programms plante und leitete das tunesische Ausbilderteam eigenständig eine Feldübung.

Die beiden Komponenten des Ertüchtigungsprojektes überprüften ihr Kenntnisse unter simulierten Realbedingungen.

Das tunesische Trainerteam bildete neues Fachpersonal des Militärkrankenhauses Tunis in mobile Diagnostik aus. Das Trainerteam des IMB unterstützte die Trainer bei der Durchführung.

Das Deutsch-Tunesische Biosicherheitsprojekt und der Einsatz des TUN mobilen Labors zur Bekämpfung der COVID-19-Pandemie wurden auf dem 44th International Congress of Military Medicine in Brüssel einem internationalen Fachpublikum vorgestellt.

Das Fachpersonal des Militärkrankenhauses in Tunis wurde in bioforensischen Nachweismethoden von mikrobiologischen Umweltproben weiter ausgebildet.

Das Fachpersonal des Militärkrankenhauses in Tunis wurde am IMB in Next Generation Sequencing (NGS) eingeführt.

Die im Januar 2020 begonnene Biosurveillance-Studie wurde mit der Beprobung von weiteren Dromedaren fortgesetzt. Das deutsch-tunesische Team aus veterinärmedizinischem und wissenschaftlichem Personal beprobte knapp 900 Tiere.

Trotz der Einschränkungen in der COVID-19-Pandemie konnte das Team des IMB eine Vielzahl von Projektaktivitäten umsetzen:

Auf der Veranstaltung anlässlich des 5-jährigen Projektjubiläums stellte das Team des IMB die im Rahmen des Projektes geschaffenen Biosicherheitsstrukturen dem Publikum aus Vertreterinnen und Vertretern der tunesischen Ministerien für Gesundheit, Landwirtschaft, der Verteidigung und des Inneren vor.

Auf der International Conference in Disaster and Military Medicine wurde der Beitrag des mobilen Labors zur Pandemiebekämpfung in Tunesien einem internationalen Fachpublikum vorgestellt.

Das deutsche Projektteam (IMB und GIZ) und der deutsche Militärattaché besprachen mit Entscheidungsträgern des tunesischen Sanitätsdienstes die geplanten Projektaktivitäten und eruierten eine zukünftige Zusammenarbeit.

Das Fachpersonal des mobilen Diagnostikteams aus Tunesien wurde in bioforensischen Methoden zum Nachweis mikrobiologischer Agenzien weitergebildet.

Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschungskooperation mit dem MHT wurden auf der Medical Biodefense Conference in München einem internationalen Publikum vorgestellt.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit wurden gemeinsam mit den tunesischen Partnern zwei Open Access-Publikationen veröffentlicht:

Prevalence of Middle East Respiratory Syndrome Coronavirus in Dromedary Camels, Tunisia (DOI: 10.3201/eid2707.204873)

>> Link zur Publikation

Isolation and characterization of lytic phage TUN1 specific for Klebsiella pneumoniae K64 clinical isolates from Tunisia DOI: 10.1186/s12866-021-02251-w)

>> Link zur Publikation

Zur Erhöhung des Probendurchsatzes für die COVID-19-Diagnostik wurde den Partnern ein Pipettierroboter übergeben und das Laborpersonal am Gerät eingearbeitet. Darüber hinaus wurden die Partner in der Diagnostik zur Erkennung verschiedener SARS-CoV-2-Varianten geschult.

Trotz der Einschränkungen in der COVID-19-Pandemie konnte das Team des IMB eine Vielzahl von Projektaktivitäten umsetzen:

Im Rahmen der wissenschaftlichen Komponente des Ertüchtigungsprojektes wurden zwei Gesamtgenome des COVID-19-Erregers von infizierten Patienten im Militärkrankenhaus Tunis sequenziert und gemeinsam mit den tunesischen Partnern Open Access publiziert: Whole genome sequencing and phylogenetic classification of Tunisian SARS-CoV-2 strains from patients of the Military Hospital in Tunis (DOI: 10.1007/s11262-020-01795-9).

>> Link zur Publikation

Zur weiteren Unterstützung in der COVID-19 Pandemie in Tunesien übergab am 07.09.2020 das IMB zusätzliches Diagnostikmaterial für über 12.000 Proben an die Partner am Militärkrankenhaus in Tunis. Dabei wurde der Labortrainer des IMB am Flughafen in Tunis von hochrangigen Militärs sowie Vertretern der Deutschen Botschaft in Tunis in Empfang genommen. 
Im Anschluss überprüfte der Labortrainer des IMB gemeinsam mit den tunesischen Partnern die COVID-19-Diagnostik, die am Anfang der Pandemie der virologischen Abteilung des Militärkrankenhauses zur Verfügung gestellt wurde.

Bei seinem mittlerweile siebten Einsatz stellt das vom IMB geschulte mobile Diagnostikteam aus dem Militärkrankenhaus Tunis seine Fähigkeiten bei der SARS-CoV-2-Diagnostik unter Beweis. Besonders in ländlichen Regionen ohne schulmedizinische Einrichtungen - zumeist im Süden Tunesiens - ist der Einsatz des mobilen Labors für das tunesische Gesundheitsministerium eine große Unterstützung. 

>> Twitter: Tunisian Presidency
>> Tunis Afrique Presse

Am 17.06.2020 übergab das IMB weitere diagnostische Nachweistests für SARS-CoV-2 sowie Analysegeräte und Laborstationen für sicheres Arbeiten mit hochpathogenen Erregern an die Partner das Militärkrankenhaus in Tunis (MHT).

Das tunesische Diagnostikteam aus dem Militärkrankenhaus in Tunis unterstützt mit seinem mobilen Labor das tunesische Gesundheitsministerium bei der SARS-CoV-2-Diagnostik in ländliche Regionen ohne Zugang zu schulmedizinischen Einrichtungen. Hierbei handelt es sich bereits um die dritte mehrtägige Mission zur Unterstützung in der SARS-CoV-2-Diagnostik.
Die Arbeit des mobilen Labors als Diagnostikabteilung des Feldlazaretts wird durch den Besuch des tunesischen Präsidenten Kais Saied, des tunesischen Verteidigungsministers Imad Al-Hazqi und weiterer hochrangiger Offizieren gewürdigt.

>> Meldung des Gouvernement Kébili (11. Mai 2020)

Zur Unterstützung der tunesischen Partner liefert das IMB weiteres Labormaterial für die COVID-19-Diagnostik an das Militärkrankenhaus in Tunis. Die Sondermission wurde mit Hilfe des BMVg, des Auswärtigen Amtes und des tunesischen Militärs durchgeführt.

Weitere Schulungen der neuen tunesischen Diagnostikteams durch die im Train the Trainer-Programm ausgebildeten tunesischen Trainer.

Die tunesischen Partner werden am Militärkrankenhaus Tunis in der am IMB etablierten SARS-CoV-2-Diagnostik geschult.

Forschungsaufenthalt tunesischer Nachwuchswissenschaftlerinnen am IMB zur Bearbeitung der gemeinsamen Forschungsprojekte sowie zum Erlernen neuer Labortechniken zum Nachweis infektiöser Krankheitserreger.

Beprobung von 500 Dromedaren durch das deutsch-tunesische Team aus veterinärmedizinischem und wissenschaftlichen Personal zur Untersuchungen des natürlichen Vorkommens des Middle East Respiratory Syndrome-Coronavirus (MERS-CoV) in der tunesischen Sahara. Weitere Informationen hier.

Neben mehrwöchigen Forschungsbesuchen des deutschen Ausbildungsteams am Militärkrankenhaus in Tunis fanden eine Vielzahl weiterer Projektaktivitäten statt:

Abschließender theoretischer Didaktik-Workshop für die Teilnehmenden des Train the Trainer-Programms.

Länderübergreifende Verlegung des tunesischen mobilen Labors nach Bobo-Dioulasso (Burkina Faso) für das erste gemeinsame Feldtraining des diagnostischen Teams aus Tunesien mit dem Team der G5-Sahel-Staaten. Zur offiziellen Zeremonie am Ende der Feldübung wurden ranghohe Vertreter aus den Sicherheits- und Gesundheitssektoren der jeweiligen Länder empfangen. Weitere Informationen hier.

Finales Verpacken des mobilen Labors in der Virologischen Abteilung des Militärkrankenhauses in Tunis und Verladen der Ausrüstung am Frachtflughafen in Tunis für die Feldverlegung nach Bobo-Dioulasso (Burkina Faso).

Erste gemeinsame Übung mit der Biologischen Task Force-Komponente des Ertüchtigungsprojektes. Die Task Force-Komponente des Projektes wird von dem Robert Koch Institut Berlin durchgeführt.

Train the Trainer –Programm: das zukünftigen tunesischen Trainerteam bildet ein neues Team in der Anwendung des mobilen Labors aus.

Forschungsaufenthalt tunesischer Nachwuchswissenschaftlerinnen am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger.

Die tunesische Nachwuchswissenschaftlerin präsentiert ihre Forschungsergebnisse auf der 22nd European BioSafety Association Conference (EBSA22) in Bukarest. Hier besuchte sie verschiedene Workshops zu Biosicherheit.

Auf Wunsch der Partner führte das deutsche Projektteam einen Workshop zur Optimierung der West-Nil-Virus-Diagnostik am Militärkrankenhaus Tunis durch.

Train the Trainer –Programm: Didaktische Fortbildung des zukünftigen tunesischen Trainerteams des mobilen Labors.

Neben mehrwöchigen Forschungsbesuchen des deutschen Ausbildungsteams am Militärkrankenhaus in Tunis fanden eine Vielzahl weiterer Projektaktivitäten statt:

Forschungsaufenthalt tunesischer Nachwuchswissenschaftlerinnen am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger. Im Anschluss präsentierten die Nachwuchswissenschaftlerinnen auf der 16th Medical Biodefence Conference ihre Forschungsergebnisse vor einem internationalen Publikum.

Ausbruchssimulation eines Hämorrhagischen Fiebers als Feldübung zur Erfolgskontrolle der bisherigen Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams im mobilen Labor.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.

Vorstellung des tunesischen mobilen Labors und bisheriger Aktivitäten auf der internationalen Konferenz 5th ICMM Pan Arab Regional Working Group Congress on Military Medicine & 5th ICMM Maghrebian Regional Working Group Congress on Military Medicine in Hammamet.

Teilnahme von zwei tunesischen Nachwuchswissenschaftlerinnen an der 21st European BioSafety Association Conference (EBSA21) und einem Workshop zur Biosicherheit in Kopenhagen.

Forschungsaufenthalt tunesischer Nachwuchswissenschaftlerinnen am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger.

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.

Forschungsaufenthalt von tunesischem Wissenschaftsnachwuchs am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger.

Offizielle Übergabe der mobilen Laboreinheit an das Militärkrankenhaus in Tunis in Anwesenheit des deutschen Botschafters und der Inspekteure des tunesischen und deutschen Sanitätsdienstes sowie Training des tunesischen Diagnostikteams im zuvor ausgelieferten mobilen Labor in Tunis.

Auslieferung eines am IMB entwickelten mobilen Labors an die tunesischen Kooperationspartner und erste Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams zur Inbetriebnahme der mobilen Laboreinheit.

Übergabe der von der GIZ bereitgestellten Biosicherheitswerkbänken an das Militärkrankenhaus in Tunis und anschließenden Schulungsmaßnahmen mit dem tunesischen Diagnostikteam des mobilen Labors

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams zur Anwendung der mobilen Laboreinheit am IMB und Studienreise zum Thema "Biologische Sicherheit und Gesundheitssicherstellung in Deutschland".

Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des tunesischen Diagnostikteams in Theorie und Praxis verschiedener diagnostischer Methoden für die mobile Laboreinheit.

Schulung des tunesischen Diagnostikteams zur Theorie verschiedener diagnostischer Methoden.

Planungsmission zur Besprechung der Projektziele im Ertüchtigungsvorhaben Tunesien.

Auf der Erkundungsmission wurde das Ertüchtigungsvorhaben vorgestellt und mit den Projektpartnern, die Generaldirektion für militärische Gesundheit und das Militärkrankenhaus Tunis, diskutiert.