Biosicherheitsprojekt in der Ukraine

Ukrainisch-deutsche Biosicherheitsinitiative für ein Zoonosen-Risikomanagement nahe der EU-Außengrenze

Hintergrund

Durch die aktuelle Konfrontation mit Russland und der damit verbundenen Zerstörung von Infrastruktur befinden sich Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer auf der Flucht, Hunderttausende sind abgeschnitten von Wasser, Lebensmitteln und Strom. Eine sich stätig verschlechternde humanitäre Lage führt unweigerlich zu Ausbrüchen endemischer hochinfektiöser Krankheitserreger. Diese haben oft schwerwiegende Folgen für die Bevölkerung, die Wirtschaft, den sozialen Zusammenhalt und die politische Stabilität eines Landes oder einer ganzen Region und stellen somit ein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar. Aus diesem Grund ist der Aufbau von eigenen Fähigkeiten zur Aufklärung biologischer Lagen in der Ukraine essentiell. Dadurch kann schnell und zuverlässig auf biologische Bedrohungen reagiert und diesen entgegengewirkt werden.

Zielsetzung

Zur Stärkung der Biosicherheitskapazitäten und zur Sicherstellung eines nachhaltigen Wissenstransfers in der Ukraine sowie zur Stabilisierung der Gesundheitssituation der ukrainischen Bevölkerung führen das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH seit 2016 im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprogramms ein Kooperationsprojekt in der Ukraine durch.

Darüberhin ist im Rahmen der Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung geplant, zerstörte Laborinfrastruktrur in Kiew und Charkiw wieder aufzubauen.

Maßnahmen

Zentrale Partnereinrichtungen für die Umsetzung der Projektziele im Jahr 2023 sind das Public Health Center of Ukraine (PHCU) in Kiew und das Institut für Experimentelle und Klinische Veterinärmedizin (IECVM) in Charkiw. 

Im Fokus des Biosicherheitsprojekts stehen:

  • Ausbildung von Fachpersonal in Diagnostik gefährlicher Krankheitserreger,
  • Stärkung des Fachpersonals in der Anwendung internationaler Laborstandards,
  • Studien zum Vorkommen gefährlicher Krankheitserreger in der Ukraine,
  • Aufbau eines deutsch-ukrainischen Netzwerks zum Zoonosen-Risikomanagement,
  • Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses in der Ukraine.

Am IMB wurden ukrainische und georgische Wissenschaftlerinnen gemeinsam in Labortechniken zur eigenständigen Herstellung eines diagnostischen Tests zum Nachweis von Infektionserregern geschult.

Eine ukrainische Wissenschaftlerin stellt die im Biosicherheitsprojekt entwickelte Diagnostikmethode auf dem International Symposium oft he World Association of Veterinary Laboratory Diagnosticians in Frankreich vor.

Ukrainische Wissenschaftlerinnen wurden in neuen Diagnostikmethoden sowie der eigenständigen Entwicklung von Diagnostik-Assays am IMB geschult.

Die deutschen Teams der Biosicherheitsprojekte UKR, GEO und KAZ führten auf der Biosafety Association for Central Asia and the Caucasus-Konferenz drei konferenzbegleitende Workshops zur Diagnostik von Infektionskrankheiten durch.

Die gemeinsame Jahresauftaktveranstaltung der Biosicherheitsprojekte Ukraine und Georgien in Tiflis ermöglichte die Vorstellung und Diskussion erzielter Untersuchungsergebnisse sowie die Abstimmung zukünftiger Zusammenarbeiten.

Ausbildung einer ukrainischen Nachwuchswissenschaftlerin in biotechnologischen Methoden zur eigenständigen Entwicklung und Etablierung eines Diagnostikassays.

Um den wissenschaftlichen Austausch zu aktuellen zoonotischen Infektionskrankheiten in DEU, GEO, UKR und KAZ zu fördern, organisierte das IMB das virtuelle Symposium Know your Pathogens – Eurasian online Symposium on Biological Health Hazards. Die Schirmherrschaft übernahm der deutsche Botschafter in Tiflis, Herr Knirsch, zusammen mit dem Leiter des Deutschen Biosicherheitsprogramms im Auswärtigen Amt, Herr Tintrup. An der digitalen Veranstaltung nahmen mehr als 75 Fachexpertinnen und -experten aus Deutschland, der Ukraine, Kasachstan, Georgien, Usbekistan und den Niederlanden teil.

Vorstellung erzielter Forschungsergebnisse einer ukrainischen Nachwuchswissenschaftlerin auf der Medical Biodefense Conference in München.

Schulung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Etablierung von diagnostischen Nachweismethoden.

Schulung eines Nachwuchswissenschaftlers in den Grundlagen der Molekulargenetik und molekularbiologischen Nachweismethoden.

Das deutsche Projektteam führte koordinative Gespräche mit der Leitung des ukrainischen Public Health Center in Kiew, um erste Schritte für die Kooperation abzustimmen. Des Weiteren wurde der wissenschaftliche Nachwuchs in Charkiw für die Biosurveillance-Studien in der Anwendung von Lebendmausefallen geschult.

Für eine Biosurveillance-Studie zum Vorkommen endemischer Krankheitserreger sammelte der wissenschaftliche Nachwuch in einem Waldgebiet in der Nähe von Charkiw Proben. Anschließend fanden Schulungen zur Probenaufbereitung und Probenanalyse statt.

Zusammen mit dem georgischen Biosicherheitsprojekt fand im April ein virtuelles Training zur Validierung neuentwickelter Methoden zur Diagnostik hochinfektiöser Erreger statt. Durch die gemeinsame Teilnahme von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Ukraine, Georgien und Deutschland wurde der internationale Austausch und die Vernetzung im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprogramms gestärkt.

Die ukrainischen Nachwuchswissenschaftlerinnen des Biosicherheitsprojektes sammeln Probenmaterial für die Biosurveillance-Studien zur Afrikanischen Schweinepest und zur Tularämie.