Clueless Snowman 2016

Vom 8. bis zum 12. Februar haben Deutsche und Belgier gemeinsam die „biologische Aufklärung“ in der Münchner Ernst-von-Bergmann-Kaserne geübt. 23 zivile und militärische Experten beider Nationen trainierten intensiv die Verfahren zur Bestimmung eines unbekannten Erregers beim Ausbruch einer fiktiven, tödlichen Infektionskrankheit.

Neun deutsche und vierzehn belgische Spezialisten übten gemeinsam die Aufklärung eines simulierten Krankheitsausbruchs, der nicht nur zufällig der Ebola-Epidemie ähnelte. Allerdings bekamen sie es dieses Mal mit einem neuen „Krankheitserreger“ zu tun. Ziel der Übung war es, die Interoperabilität zweier Labore im Feldeinsatz und die diagnostische Vorgehensweise bei Proben aus einem unklaren Ausbruchsgeschehen zu  trainieren. Die Belgier verwendeten dabei unter Leitung des Brüsseler Universitätsprofessors Dr. Jean-Luc Gala das „B-LiFE“ (Biological Light Fieldable Labratory For Emergencies), ein verlegbares Labor, das aus zwei großen Zelten, Solarpanel, Satellitenkommunikation und einer modernen Laboreinrichtung besteht. Das Material dieses belgischen zivil-militärischen Gemeinschaftsprojekts passt in einen Container und wurde mit dem Lkw nach München gebracht. Aufgebaut wurde es in unmittelbarer Nähe zur Ausbildungshalle des Instituts für Mikrobiologie, wo die deutschen Spezialisten ihr mobiles Labor eingerichtet hatten. Für die Übung war ein fiktives Szenario entwickelt worden. Leitsymptom der Erkrankten war „Blutiger Durchfall“.  Der Nachweis des Erregers war aus Blutproben zu führen, die mit eigens für die Übung präparierten, für Menschen ungefährlichen, Bakteriophagen versetzt waren, die es mit Hilfe eines Echtzeit-PCR-Verfahrens in unterschiedlicher Konzentration nachzuweisen galt. Es wurden einige „Fallen“ eingebaut, die es zu einer rechten Herausforderung machten, den „Erreger“  der neuen Krankheit zu erkennen und das klinische Bild in Zusammenhang mit dem Laborbefund zu setzen. Trotz etwas unterschiedlicher Methoden kamen beide Labore zu den richtigen Ergebnissen.

Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und die belgischen Kooperationspartner testeten dabei auch eine neue Technologie zur feldbasierten „Vollgenomsequenzierung“. Die komplette Erbgutsequenz eines Erregers wird dabei mit dem Ziel analysiert, ihn zu identifizieren und seine genaue Charakterisierung zum Beispiel zur Rückverfolgung der Infektionsketten einzusetzen. Es handelt sich dabei um ein Verfahren, das seit eineinhalb Jahren in der Erprobung ist, bislang aber in einem schnell verlegbaren Labor noch nicht etabliert ist. Eine wesentliche Herausforderung ist es dabei, die bei der Sequenzierung anfallenden riesigen Datenmengen vor Ort im Einsatz zu analysieren bzw. für die Anlayse zu übertragen. Die Deutschen nutzten dazu eine mitgeführte lokale Lösung, während die Belgier auf die Satellitenkommunikation setzten, unterschiedliche, aber gleichermaßen funktionierende Wege zum gemeinsamen Ziel einer zuverlässigen mobilen Diagnostik von Infektionskrankheiten im Feld.

Beide Seiten werteten die gemeinsame Übung als vollen Erfolg und planen bereits weitere gemeinsame Übungen.