Erstmals 1994 als kleine nationale Tagung begonnen, bei der zivile Vertragsforschungsnehmer ihre von der Bundeswehr finanzierten Projekte einem Fachpublikum vorstellen konnten, ist die in diesem Jahr zum 15. Mal stattfindende Medical Biodefense Conference inzwischen zu einer hochrangigen internationalen Veranstaltung auf dem Gebiet des Medizinischen B-Schutzes angewachsen. Mit mehr als 500 Teilnehmern war die Hörsaal-Kapazität der Sanitätsakademie dabei nahezu ausgeschöpft. Bereits am Vorabend des Kongresses waren gut 300 Wissenschaftler angereist, um den „Pre-Conference Workshop“ zu Biologischen Bedrohungen im 21. Jahrhundert zu erleben, bei dem Dr. Filippa Lentzos vom renommierten Londoner King’s College vortrug. Die anschließende lebhafte und kontroverse Diskussion zur Dual-Use-Problematik oder der Frage, inwieweit Politik Wissenschaft beeinflussen darf, gab bereits einen Vorgeschmack auf den Stil und die aktuellen Themen der folgenden zweieinhalb Tage.
Wissenschaft vernetzen
Die durch das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr veranstaltete Tagung wurde nun zum vierten Mal durch die Deutsche Gesellschaft für Wehrmedizin und Wehrpharmazie e.V. (DGWMP) mitorganisiert und unterstützt. Durch diese Zusammenarbeit gelang es in inzwischen bewährter Weise, Partner aus Wissenschaft, Politik und Industrie miteinander ins Gespräch zu bringen. Trotz dicht gepacktem Programm mit über 90 Fachvorträgen zu 16 Schwerpunktthemen blieb doch noch genug Zeit, um vor den nahezu 190 ausgestellten wissenschaftlichen Postern mit Arbeitsgruppen aus aller Welt ins Gespräch zu kommen oder neueste Produkte der 21 kommerziellen Aussteller aus der Biomedizin-Sparte kennenzulernen. Vordergründiges Ziel der Tagung war es dabei, wissenschaftliche Ergebnisse in praktisch nutzbares Wissen für den Sanitätsdienst zu transferieren und neue Forschungsnetzwerke zu generieren. Die Tagung ist aber auch eine wichtige Maßnahme nach Artikel X (internationale Zusammenarbeit, vertrauensbildende Maßnahmen und Transparenz der eigenen Forschung) des B-Waffenübereinkommens.
Ebola: Aus Erfahrungen lernen
Ein Schwerpunkt in diesem Jahr war die retrospektive Bewertung der Erfahrungen aus der Ebola-Epidemie in Westafrika. Hochrangige Vertreter von WHO, CDC und Britischen Streitkräften berichteten in der Eröffnungssitzung über die verheerende Epidemie und die „lessons learned“. Zahlreiche wissenschaftliche Fachvorträge befassten sich in weiteren Sitzungen mit dem Thema und beleuchteten es aus verschiedenen Blickwinkeln. Besonderen Anklang fand auch der in Kooperation mit dem Zentrum für Infektionsmedizin München (ZIMM) durchgeführte interaktive Workshop, bei dem die Teilnehmer mittels TED-Voting-System ausgewählte klinische Fallbeispiele lösen mussten.
Kooperationen stärken
Ein wesentliches Fazit der Tagung war, dass länderübergreifende Infektionsgeschehen wie das Ebolafieber oder jüngst die Zika-Virus-Epidemie in Südamerika von Anfang an eng koordinierte, multinationale Bewältigungsstrategien aber auch gemeinsamer zivil-militärischer Anstrengungen bedürfen. Als Beispiel einer solchen internationalen Kooperation zur Verringerung biologischer Sicherheitsrisiken wurde in einer eignen Sitzung das vom Auswärtigen Amt finanzierte Deutsche Biosicherheitsprogramm vorgestellt. Referenten aus den Partnerländern Sudan, Tunesien, Marokko, Mali, Georgien und Kasachstan stellten die aktuellen Projekt-Aktivitäten des Programms vor. Am Rande der Tagung fanden zudem wissenschaftliche Arbeitsgruppensitzungen von NATO-Gremien oder europäischen Projekten aus dem Bereich Medizinischer B-Schutz statt.
Bis zur nächsten Medical Biodefense Conference bleiben nun zwei Jahre Zeit, um alte und neue wissenschaftlichen Kontakte in gemeinsamen Projekten zu vertiefen.