Oberfeldarzt PD Dr. Dobler hat im Rahmen seiner wissenschaftlichen Tätigkeit am Institut eine Vielzahl von Daten zur Diagnostik, dem Vorkommen, der Epidemiologie und Ökologie von verschiedenen Arboviren erhoben, unter denen etliche ein Risikopotenzial als biologische Kampfstoffe besitzen. Er beschäftigte sich unter anderem intensiv mit dem Frühsommer-Meningo-Enzephalitis-Virus (FSMEV) und hat einschlägige Untersuchungen zum Vorkommen und zur Molekularbiologie des Erve-Virus (ERVV), des Tribec-Virus (TRBV) und des Eyach-Virus (EYAV)durchgeführt. In mehreren Arbeiten konnte er durch molekularbiologische Analysen erstmals zeigen, dass in den letzten Dekaden das FSMEV immer wieder aus den angrenzenden östlichen Ländern eingeschleppt wurde und es dadurch zur Ausbildung neuer Naturherde in Süddeutschland kam. Zudem führten die von ihm erhobenen Daten zu serologischen Kreuzreaktionen bei Flavivirus-Infektionen zu neuen diagnostischen Vorgehensweisen und Bewertungen entsprechender Befunde, was sich sowohl auf die Diagnostik akuter Flavivirusinfektionen wie auch auf die Bewertung von Impftitern auswirkt. Oberfeldarzt PD Dr. Dobler zeigte anhand seroepidemiologischer Untersuchungen, dass es über das FSMEV hinaus bis 2011 keinen Hinweis auf eine Zirkulation weiterer Flaviviren, insbesondere des West Nil-Virus, in Deutschland gibt. Für das zu den Bunyaviren gehörende ERVV wiesen seine Studien auf eine Assoziation mit dem sog. Thunderclap Headache (plötzliche starke Kopfschmerzen durch Mikroblutungen im Gehirn) hin und er konnte eine Zirkulation in Deutschland belegen. Des Weiteren gelangen ihm erstmals seit vielen Jahren serologische Nachweise für das Vorkommen von TRBV und EYAV beim Menschen in Deutschland. Besonders zu erwähnen ist, dass Oberfeldarzt PD Dr. Dobler mit seinen Arbeiten einen maßgeblichen Beitrag dazu geleistet hat, das interdisziplinäre Netzwerk „Arboviren“ in Deutschland zu initiieren.
Oberfeldarzt PD Dr. Gerhard Dobler wurde 1962 in Wackersdorf geboren. Nach dem Abitur studierte er von 1982 bis 1988 Humanmedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seiner AiP-Zeit am Max-von-Pettenkofer Institut in München und der Approbation als Arzt war er für zwei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Virologie der Technischen Universität (TU) München tätig. 1992 promovierte er mit dem Thema „Nachweis von Rotaviren mittels Nukleinsäurehybridisierung“. Von 1993 an war Oberfeldarzt PD Dr. Dobler wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-von-Pettenkofer-Institut und an der Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Anerkennung als Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie erlangte er im Jahr 1998. Es schloss sich eine dreijährige Tätigkeit bei der Firma Genetics Institute GmbH in Martinsried an, wo er u.a. als Senior Clinical Scientist und Projektleiter einer europaweiten Phase II-Studie für Tigecyclin eingesetzt war. Ab dem Jahr 2001 folgte eine dreijährige Tätigkeit als Laborleiter an der Abteilung für Infektionshygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der TU München. Im Jahr 2004 wechselte Oberfeldarzt PD Dr. Dobler dann an das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und übernahm dort die Leitung der Abteilung Virologie und Rickettsiologie. Er ist in dieser Funktion verantwortlich für alle Aspekte des Medizinischen B-Schutzes im Hinblick auf Viren und Rickettsien mit einem Risikopotenzial als biologische Kampfstoffe. So ist er im Bereich der genannten Erreger u.a. zuständig für die Entwicklung von Diagnostika zur stationären B-Aufklärung, für die Risikobewertung, sowie für Verfahren zur Unterscheidung natürlich vorkommender und absichtlich herbeigeführter Infektionsausbrüche. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Abteilung zu einer weltweit anerkannten Forschungsinstitution für FSMEV, Arboviren, Hantaviren und Rickettsien.
Oberfeldarzt PD Dr. Dobler´s wissenschaftliche Leistung umfasst bisher 90 peer-reviewed Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und zahlreiche Buchkapitel. Neben seinen dienstlichen Aufgaben engagiert er sich bei verschiedenen Institutionen und Organisationen für die Impfmedizin. Gegenwärtig gilt sein wissenschaftliches Interesse u.a. der Erforschung der Ökoepidemiologie und der Phylogeographie des FSMEV und anderer Arboviren und Rickettsien in Deutschland und einer Reihe internationaler Projekte, u.a. in Tansania, Russland und Rumänien.
Prof. Dr. L. Zöller, Oberstarzt
Leiter des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr