Im Einsatz gegen Hantaviren

Die Wissenschaftler des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr sind Spezialisten, wenn es um die Abwehr von biologischen Gefahren geht. Dabei geht es nicht nur um biologische Kampfstoffe, die gezielt durch Menschen eingesetzt werden. Auch bei natürlich auftretenden Krankheitsausbrüchen kommen sie zum Einsatz, denn die Erreger sind oft die gleichen.

Als 2007 ein Soldat schwer an einer durch Hantaviren verursachten Nierenentzündung erkrankte, nachdem er auf einem Truppenübungsplatz in Baden-Württemberg war, kam das damals gerade neu aufgestellte Team aus München erstmals in Deutschland zum Einsatz. „Hantaviren werden durch die Ausscheidungen wildlebender Mäuse übertragen. Dabei sind die Viren sehr widerstandsfähig und können auch durch mit Mäuse-Urin verseuchten Staub übertragen werden“, so Dr. Roman Wölfel vom Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr.
Oberfeldarzt Dr. Wölfel ist Leiter der Abteilung für Medizinische B-Aufklärung und Verifikation, die bei biologischen Gefahren innerhalb kürzester Zeit mit Untersuchungsteams und einem mobilen Feldlabor weltweit ausrücken kann.
„Vor Ort stellen wir an verschiedenen Stellen des betroffenen Geländes Mausefallen auf. Die gefangenen Nagetiere werden dann unmittelbar in unserem Feldlabor auf den Erreger untersucht“, berichtet Dr. Wölfel. So wurden seit 2007 an verschieden Standorten mehr als 500 Mäuse gefangen. Bei etwa 10% davon fanden die Virologen des Instituts Hantaviren.

Besondere Fähigkeiten

Die Fähigkeit der Bundeswehr-Forscher gefährliche Krankheitserreger direkt im Feld, also außerhalb fester Laborgebäude, unmittelbar nachweisen zu können, ist derzeit einzigartig in Europa. Die Laborausrüstung wurde in München entwickelt um deutschen Soldaten bei Bedarf auch im Ausland den bestmöglichen medizinischen Schutz vor Infektionskrankheiten bieten zu können.
„Alle unsere Geräte und Verfahren sind an die einfachen Umgebungsbedingungen im Feld angepasst“, erklärt Major Dr. Eva Felder. Sie ist Biologin und unter anderem für die Entwicklung neuer Tests verantwortlich. „Da wir nicht wissen, ob ständig Elektrizität verfügbar ist, können wir empfindliche Reagenzien nicht immer sicher gekühlt halten. Deshalb haben wir viele Tests auf ein gefriergetrocknetes Format umgestellt. Das ist auch ungekühlt stabil und ideal für den Feldeinsatz. Allerdings gibt es solche Tests nicht einfach zu kaufen. Wir mussten die meisten daher selbst in eigenen Forschungsprojekten entwickeln“, so Dr. Felder weiter.

Natürliche Lösungen

Mit Hilfe des am Institut für Mikrobiologie entwickelten Hantavirus-Tests gelingt der Nachweis in den gefangenen Mäusen noch am Fangort innerhalb weniger Stunden. Mit den Daten werden Risikogebiete definiert und eine Verbreitungskarte erstellt. Zusammen mit den Verantwortlichen des Übungsplatzes erarbeiten die Münchener Spezialisten dann verschiedene Maßnahmen, um das Aufkommen der Wildmäuse zu reduzieren und damit das Infektionsrisiko zu senken.
Da aus ökologischen Gründen der Einsatz von Gift nicht möglich ist, greift man auf natürliche Lösungen zurück. „Wir empfehlen das Aufstellen von Stangen auf den betroffenen Wiesen, damit Greifvögel besser jagen können. Auch raten wir, die Übungsplätze öfters zu mähen, da sich Mäuse gut im hohen Gras verstecken können. Winterfutter für Wildtiere, das ebenfalls Nagetiere anlockt muss stets gut verschlossen sein“, so Dr. Ilona Moßbrugger. Dr. Moßbrugger ist Oberstabsveterinär und Fachtierärztin für Mikrobiologie am Münchner Institut.
Seit 2007 wird der Truppenübungsplatz in Baden-Württemberg routinemäßig durch das Institut untersucht. Die getroffenen Maßnahmen haben offenbar Wirkung gezeigt. „Die Zahl der infizierten Mäuse ist deutlich gesunken und es wurden keine weiteren Übertragungen auf Soldaten mehr bekannt“, so Oberstabsveterinär Moßbrugger abschließend.