ENdORSE Madagascar

Erfolgreiches Kick-off-Meeting zum BMBF-geförderten Definitionsprojekt zur Verbesserung der Pestdiagnostik in Madagaskar

Ende 2017 kam es auf Madagaskar zu einem verheerenden Ausbruch der Pest mit mehr als 2300 Infizierten (Summe der bestätigten, Verdachts- und wahrscheinlichen Fälle) und mehreren hundert Todesfällen, darunter zahlreiche Fälle von Lungenpest. Die hohe Zahl an Verdachtsfällen mit ungesicherter Diagnose überforderten die nur an einer Stelle im Land verfügbaren stationären Laborkapazitäten. Die dort erstellten Befunde erreichten die lokalen medizinischen Versorgungseinrichtungen meist erst 7-8 Tage nach der Probenentnahme. Eine zuverlässige Schnelldiagnostik zur sicheren Unterscheidung Infizierter und Nichtinfizierter stand nicht zur Verfügung.

Das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) verfügt über eine vielfach erfolgreich im Einsatz erprobte, schnell verlegbare Laborfähigkeit zur Diagnose hochpathogener Erreger. Aufgrund zahlreicher Drittmittel-geförderter Projekte verfügt das IMB zudem über die Expertise diese Fähigkeit in anderen Ländern aufzubauen, Personal auszubilden und so schließlich einen nachhaltigen und autarken Betrieb der mobilen Laborkapazität durch die betreffenden Länder zu gewährleisten. Im Rahmen der durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Maßnahme „Internationales Katastrophen- und Risikomanagement – IKARIM“ reichte das IMB deshalb zusammen mit dem madagassischen Gesundheitsministerium und dem Institut Pasteur de Madagaskar ein Projekt zur Verbesserung der Pest-Diagnostik in Madagaskar ein (ENhancing Outbreak ResponSe CapacitiEs in Madagascar –ENdORSE-Madagascar). Am 07.03.2018 erteilte das BMBF die Förderzusage für die Definitionsphase, in der die genauen Inhalte des Vollprojektes erarbeitet werden sollen.

Im Rahmen eines einwöchigen Workshops am IMB trafen sich nun die deutschen Projektpartner (Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr und GNA Biosolutions) mit Delegationen des madagassischen Gesundheitsministeriums unter der Leitung der Generaldirektorin für Gesundheit und des Institut Pasteur de Madagaskar unter der Leitung der Direktorin der Unité Peste.

Ziel des Treffens war es, ein erstes Kennenlernen aller Projektpartner zu ermöglichen und die Inhalte des Voll-Projektantrages abzustimmen. Die madagassischen Teilnehmer präsentierten epidemiologische Daten der Pestausbrüche der letzten Jahre und ermöglichten detaillierte Einblicke in die Situation vor Ort und die Herausforderungen der Pest-Diagnostik auf Madagaskar. GNA-Biosolutions präsentierte seine neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der ultraschnellen PCR-Diagnostik, ein Verfahren welches im Rahmen des ENdORSE-Projektes weiterentwickelt und zum Einsatz kommen soll. PD Dr. Holger Scholz stellte die Fähigkeiten und Forschungsarbeiten des am IMB angesiedelten deutschen Konsiliarlabors für Pest vor. Die Abteilung für medizinische B-Aufklärung und Verifikation des IMB präsentierte ihre schnell verlegbare, zelt-basierte Diagnostikfähigkeit, die das Kernstück der neuen dezentralen-Pest-Diagnostik auf Madagaskar werden soll.

Als Kernziele des ENdORSE-Projektes wurden von den Teilnehmern definiert:

  1. Die Stärkung der stationären Diagnostik im madagassischen Referenzlabor sowie die Implementierung einer Ausbildungsfähigkeit für die mobile Diagnostik;
  2. Der Aufbau mobiler Diagnostik in einem schnell-verlegbaren, zeltbasierten Feldlabor zur frühen Intervention in Ausbruchslagen;
  3. Die Etablierung ultramobiler Diagnostik mit einem Rucksack-basierten Diagnose-Kit auf der Basis ultraschneller Laser-PCR-Verfahren zur Intervention bei multifokalen Ausbruchsgeschehen.

Alle Teilnehmer waren sich einig, dass durch die Implementierung dieser Maßnahmen die Pest-Diagnostik vor Ort substantiell verbessert werden kann. Durch die schnelle und sichere Unterscheidung Infizierter von Nichtinfizierten könnten Quarantäne-Maßnahmen zielgerichteter durchgeführt und unnötige Antibiotika-Therapien vermieden werden. Für November ist ein Gegenbesuch der deutschen Projektbeteiligten in Madagaskar vorgesehen, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Zudem soll von allen Projektpartnern ein Memorandum of Understanding, das die Zusammenarbeit im Konsortium regelt, unterzeichnet werden.