Das mobile Labor des IMB
Das Konzept für das modulare, schnellverlegbare Feldlabor entwickelte 2008 die Abteilung Mobile B-Aufklärung und Verifikation des IMB. Die Grundanforderungen für das Feldlabor definierten die Forschenden mit einem geringen logistischen Aufwand, minimale Anforderungen an Platz und Infrastruktur und Bearbeitung von Probenmaterial mit Verdacht auf Erreger bis Risikogruppe 4 (z.B. Ebolavirus).
Ausrüstung
Das mobile Labor umfasst alle notwendigen Komponenten für eine schnelle und präzise mikrobiologische Spezialdiagnostik. Zur Analyseausstattung gehören konventionelle und Echtzeit-(RT)-PCR, Next-Generations-Sequencing, ELISA, Licht- und Fluoreszenzmikroskopie sowie Immunochromatographie. Dabei erfüllen die eingesetzten Laborgeräte nicht nur die Leistungskriterien für diagnostische Analysegeräte, sondern werden auch aufgrund ihrer Robustheit, Transportfähigkeit und Zuverlässigkeit unter extremen Feldbedingungen ausgewählt. Die modularen Ausrüstungssätze sind nach Einsatzzwecke modular gepackt und gewährleisten ein hohes Maß an Flexibilität.
2012 steigerte das IMB die Leistungsfähigkeit und die biologische Sicherheit durch die Entwicklung einer faltbaren Glovebox. Die Glovebox erfüllt die grundlegenden technischen Anforderungen der Europäischen Norm für mikrobiologische Sicherheitswerkbänke der Klasse III (DIN EN 12469) und ermöglicht eine Bearbeitung von Probenmaterial mit Verdacht auf hochinfektiöse Erreger bis Risikogruppe 4.
Für entlegenen infrastrukturarme Regionen entwickelte das IMB ein aufblasbares Zeltsystem mit vorgefertigten Innenraumabtrennungen. Das Zeltsystem ermöglicht eine modulare Erweiterung und eine standardisierte Arbeitsumgebung.
Logistik
Die Grundausrüstung umfasst ca. 25 rollbaren, robusten und wetterfesten Kisten, zwei aktive Kühl-/Gefriergeräte und die Glovebox. Das Gewicht der einzelnen Transportelement von maximal 32 kg erleichtert nicht nur Transport durch das Laborteam, sondern ermöglichen die Beförderung mit kommerziellen Fluglinien innerhalb von 48 Stunden.
Da die aktiven Kühl- oder Gefriergeräte des Labors während des Fluges nicht betrieben werden können, werden vakuumisolierte Boxen verwendet, um temperaturempfindliche Reagenzien ins Feld zu bringen.
Qualitätsmanagement
Für den Einsatz des mobilen Labors entwickelte das IMB einen standardisierten Einsendeschein, eine beweissichere Dokumentation jeglicher Bearbeitungsschritte und Testergebnisse sowie die Validierung der Untersuchungsergebnisse durch medizinisches und biologisches Fachpersonal.
Einsatz
Das mobile Labor des IMB schafft hochmobile Kapazitäten für die Bundeswehr zur Überwachung und Untersuchung von ungewöhnlichen Krankheitsausbrüchen in militärischen Einsatzgebieten. Die Laboreinheit kann an verschiedene Infrastrukturen angepasst werden und benötigen lediglich eine Fläche von 20 m². Erstmalig erprobte das IMB bereits 2007 sein modulares Ausrüstungs- und Personalkonzept für ein Feldlabor während eines Ausbruchs des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers in Kosovo.
Neben der militärischen Verwendung findet das mobile Labors auch Einsatz im zivilen Sektor. 2013 stellte das IMB als Teil des EU-Projektes European Mobile Lab: Aufbau schnellverlegbarer Laboreinheiten zur Felddiagnostik gefährlicher Krankheitserreger mobile Labore in Nigeria und Tansania bereit. Die Laboreinheiten waren das erste Mal während des Ebola-Ausbruchs 2014/15 in Westafrika für 18 Monate in Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria ununterbrochen im Einsatz.
Seit 2016 baut das IMB im Auftrag deutscher und europäischer Initiativen mobile Laborkapazitäten in Partnerländern in Afrika und Asien auf.
Expertinnen und Experten des IMB sind fortlaufend in Validierungsprozesse der von der WHO entworfenen Minimum Standards für Rapid Response Mobile Laboratories (RRML) beteiligt.