Deutsch-Französische Biosicherheitsinitiative für Mali: Mobile Laborausrüstung zur Hilfe bei Ausbrüchen gefährlicher Infektionskrankheiten

Der Ebola-Ausbruch 2014 in Westafrika hat die Gefahren, die von hochansteckenden Krankheiten ausgehen, eindrücklich gezeigt. Für die Eindämmung eines Ausbruches dieser Art ist es für das Gesundheitssystem des betroffenen Landes besonders wichtig, schnell reagieren zu können. Die richtige Diagnose ist entscheidend, nicht nur für den Patienten selbst, sondern in hohem Maß auch für mögliche Kontaktpersonen in seinem Umfeld.

Im Rahmen des Deutschen Biosicherheitsprogrammes wurde bereits im Sommer 2014 mit ersten Planungen für ein Mobiles-Labor-Projekt in Mali begonnen. Als dann erste Fälle von Ebola-Infektionen aus dem südlichen Nachbarland Guinea in der malischen Hauptstadt Bamako erkannt wurden, erfolgte die umgehende Bereitstellung der Laborausrüstung. In Zusammenarbeit mit der französischen Mérieux-Stiftung und dem französischen Gesundheitsministerium wurde Anfang Dezember 2014 eines der am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) in München entwickelten mobilen Feldlabore an das malische Gesundheitsministerium übergeben. Mit dieser Ausrüstung können Viruserkrankungen wie Ebola, aber auch andere gefährliche Krankheitserreger schnell unter einfachen Umgebungsbedingungen nachgewiesen werden. Ein wichtiger Sicherheitsbestandteil der mobilen Laborausrüstung ist dabei die sogenannte Glovebox. Dieser in Unterdruck belüftete Handschuhkasten ist ein abgeschlossener Raum, in dem Patientenproben sicher inaktiviert werden können. Das ermöglicht die Bearbeitung von Proben mittels eines Handschuheingriffs ohne dass das technische Personal eine spezielle Schutzausrüstung tragen muss (siehe Abb. 2).

Eine zusätzliche Herausforderung für das Gesundheitssystem in Mali ist das unzureichende medizinische Wissen über die Ursache von fieberhaften Erkrankungen in der Bevölkerung. Vor dem Hintergrund der weit verbreiteten Malaria werden viele Fälle unklaren Fiebers daher ohne weitere Diagnostik als Malaria diagnostiziert und behandelt. Doch gerade in der Trockenzeit werden mit diesem Vorgehen, insbesondere bei Kindern, zahlreiche andere lebensbedrohliche Infektionskrankheiten übersehen. Denn auch bakterielle Krankheitserreger wie Coxiellen, Salmonellen, Rickettsien und Leptospiren oder Viren wie Lassa Virus, Rift-Valley Virus, Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber Virus, Dengue Virus und Chikungunya Virus können Fiebererkrankungen verursachen. In Mali war bisher sehr wenig über die Verbreitung dieser Erreger bekannt. Antibiotika sind teuer, aber frei zugänglich und werden neben den Malariamedikamenten durch das fehlende Wissen häufig falsch eingesetzt. In Kooperation mit der Mérieux-Stiftung, dem CICM, dem Hôpital du Mali und der Universitätsklinik Gabriel Touré wurden daher die Ursachen von Fiebererkrankungen bei Kindern in Bamako untersucht. Ziel war der sichere Nachweis infektiöser Fieberursachen bei Kindern. Dabei wurde unter anderem auch die mobile Laborausrüstung in Bamako zum Einsatz gebracht und so gleichzeitig ein weiterer Schulungseffekt für die malischen Wissenschaftler erzielt. Das neu gewonnene Wissen soll dem malischen Gesundheitssystem zur Verfügung gestellt werden und dazu beitragen die verfügbaren medizinischen Ressourcen und Vorbeugungsmöglichkeiten gezielter einsetzen zu können und die Behandlung der Patienten nachhaltig zu verbessern.

Seit der offiziellen Übergabe des mobilen Labors an das malische Gesundheitsministerium im Dezember 2014 ist dieses am Centre d´Infectiologie Charles Mérieux (CICM) stationiert und wurde regelmäßig für Trainings der malischen Partner durch deutsche Spezialisten des IMB genutzt. In verschiedenen Ausbildungseinheiten wurde der sichere Umgang mit dem Equipment beim Auf- und Abbau des mobilen Labors vermittelt und malisches Fachpersonal in Nachweismethoden für unterschiedliche Krankheitserregern geschult. Im Rahmen mehrerer Feldübungen trainierten malische Labor- und Biosicherheitexperten die Verlegung und den sicheren Feldbetrieb eines mobilen Labors für den Fall eines Seuchenausbruchs oder eines bioterroristischen Anschlags. Das Biosicherheitsprojekt Mali wurde planmäßig Ende 2016 abgeschlossen und in das Ertüchtigungsprojekts „Biologische Sicherheit Sahel: Gründung einer Allianz zum Schutz vor biologischen Gefahren in der Sahel Region“ überführt. Nach dem „Train-the-Trainer“-Prinzip werden in Zukunft im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes weitere Wissenschaftler aus anderen Ländern Westafrikas durch ihre malischen Kollegen in dem mobilen Labor ausgebildet. Durch diese Zusammenarbeit soll ein dauerhaftes und nachhaltiges Netzwerk entstehen und die eigenständige Handlungsfähigkeit westafrikanischer Wissenschaftler verbessert werden.