Biosicherheitsprojekt in der Sahel-Region
Biologische Lagen: Sicherheitskooperation zu biologischen Bedrohungen in Ländern der Sahel-Region
Hintergrund
Die politische Lage in vielen Ländern Westafrikas ist weiterhin fragil und die Anzahl terroristischer Anschläge nimmt trotz internationaler Bemühungen unverändert zu. Besonders bedenklich ist dies vor dem Hintergrund, dass gefährliche Infektionskrankheiten wie Lassafieber und Milzbrand natürlicherweise in der westafrikanischen Region vorkommen und ein Missbrauch von Krankheitserregern durch terroristische Gruppen nicht ausgeschlossen werden kann. Hinzu kommen sehr schwach ausgebildete Gesundheitssysteme, ein Mangel an qualifiziertem Laborpersonal und begrenzte technisch-diagnostische Kapazitäten, die - wie der Ebola-Ausbruch 2014/15 zeigte - eine umgehende Erkennung und Bekämpfung von Infektionserkrankungen in der Bevölkerung erschweren.
Auch um diese Situation zu verbessern, wurde das hier vorgestellte Projekt zur Stärkung der Biosicherheitskapazitäten und Gesundheitssysteme in den G5-Sahel-Ländern Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger und dem Tschad als Teil der Ertüchtigungsinitiative der deutschen Bundesregierung initiiert.
Seit 2023 ist das Projekt Teil des Deutschen Biosicherheitsprogramms.
Zielsetzung
Aufbauend auf das 2016 erfolgreich beendete Biosicherheitsprojekt „Deutsch-Französische Biosicherheitsinitiative für Mali: Mobile Laborausrüstung zur Hilfe bei Ausbrüchen gefährlicher Infektionskrankheiten“ realisiert das Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr (IMB) zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH ein Ertüchtigungsvorhaben in Kooperation mit Institutionen aus den G5-Sahel-Ländern.
Ziel ist die Stärkung der Reaktionsfähigkeit Länder der Sahelzone gegen Bedrohungen durch gefährliche Infektionserreger, indem biologische Risiken schneller erkannt und entsprechende Gegenmaßnahmen gesteigert und nachhaltig gesichert werden.
Maßnahmen
Zentrale Partnereinrichtungen sind das Centre d'infectiologie Charles Mérieux du Mali (Mali), Institut National de Recherches en Santé Publique (Mauretanien), Centre Muraz (Burkina Faso), Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (Niger) und Laboratoire de Biosecurité et des Épidémies (Tschad) wird ein Diagnostikteam für die mobile Laboreinheit der G5-Sahel-Länder ausgebildet.
Im Fokus des Vorhabens stehen:
> Ausbildung von Fachpersonal in Diagnostik von gefährlichen biologischen Agenzien
> Auslieferung mobiler Laboreinheiten an die Partnerländer der G5-Sahel-Region
> Ausbildung eines regionalen Diagnostikteams für die mobile Laboreinheit
> Ausbildung eines Trainerteams für das mobile Labor (Train the Trainer-Konzept)
> Untersuchungen zum Vorkommen gefährlicher Krankheitserreger in der G5-Sahel-Region
Publikationen
First Phylogenetic Analysis of Malian SARS-CoV-2 Sequences Provides Molecular Insights into the Genomic Diversity of the Sahel Region. Kouriba B, Dürr A, Rehn A, Sangaré AK, Traoré BY, et al. Viruses. 2020 Nov. https://doi.org/10.3390/v12111251
Lassa and Crimean-Congo hemorrhagic fever viruses, Mali. Baumann J, Knüpfer M, Ouedraogo J, Traoré BY, Heitzer A, Kané B, et al. Emerg Infect Dis. 2019 May. https://doi.org/10.3201/eid2505.181047
Aktivitäten
Juli 2024, München
Im Rahmen der Förderung von Frauen in der Wissenschaft nahmen Wissenschaftlerinnen aus Mauretanien, Mali, Burkina Faso und Tschad an einer zweiwöchigen Laborschulung am IMB teil.
April 2024, Mauretanien
In einer gemeinsamen Schulung bildete die Teams des IMB und FLI Fachkräfte des INRSP und ONARDEP sowie des malischen CICM in die bioinformatische Auswertung von Sequenzierdaten aus und übergaben Rechner für die Auswertung an die Partnerinstitute.
Januar 2024, Tschad
In einer Schulung wurde wissenschaftliches Fachpersonal aus Burkina Faso und Tschad am LABIEP in N’Djamena in der bioinformatischen Analyse von Sequenzierdaten ausgebildet.
Des Weiteren übergab das deutsche Projektteam Equipment für die mobilen Labore an die westafrikanischen Partner.
November 2023, Tschad
In N'Djamena schulte das deutsche Projektteam Fachkräfte aus Tschad und Burkina Faso in der Vollgenomsequenzierung.
September 2023, Mauretanien
Das IMB führte mit dem Friedrich-Löffler-Institut (deutscher Partner im Biosicherheitsprogramm) einen gemeinsamen Workshop zur Vollgenomsequenzierung in Mauretanien durch. Teilgenommen habe Fachkräfte der mauretanischen Partnerinstitute und des malischen Partnerinstituts.
Mai 2023, Niger
Bei dem Planungsworkshop zu Beginn der neuen Projektphase besprachen das DEU Team und die Partner aus Mauretanien, Niger, Burkina Faso, Mali und dem Tschad die Umsetzung der Projektaktivitäten.
November 2022, Mauretanien
In der Feldübung stellte das mobile Laborteam der fünf G5-Sahel-Partnerländer seine Diagnostikfähigkeiten unter Beweis. In einem simulierten Krankheitsausbrauch musste das Laborteam Proben unter Realbedingungen diagnostizieren. Die Übung dauert zwei Wochen und fand nördlich von Nouakchott statt.
September 2022, Deutschland
Drei Wissenschaftler aus Burkina Faso besuchten das IMB, um neue Diagnostikmethoden zu erlernen.
Juni 2022, Tschad
Das IMB Team schulte das Fachpersonal in die Diagnostik von Infektionserregern im mobilen Labor. Während der Schulungen trafen erste Proben mit Verdacht auf Affenpocken ein, die umgehend im mobilen Labor analysiert werden konnten.
Mai 2022, Mauretanien
Gemeinsam mit dem Friedrich-Löffler-Institut (FLI) schulte das Team vom IMB Fachpersonal aus Mauretanien und Mali im sicheren Zeckensammeln bei Tieren. Die Zecken werden anschließend auf verschiedene Infektionserreger untersucht.
März 2022, G5-Sahel
Auslieferung von Equipment für die Vervollständigung der mobilen Labore in den fünf Partnerländern.
Februar 2022, Niger
Der Schwerpunkt des Trainings am Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES) in Niamey lag auf der selbstständigen Entwicklung diagnostischer Nachweismethoden und der Anwendung persönlicher Schutzkleidung zum sicheren Umgang mit infektiösem Probenmaterial.
Trotz der Einschränkungen in der COVID-19-Pandemie konnte das Team des IMB eine Vielzahl von Projektaktivitäten umsetzen:
November 2021, Tschad und Burkina Faso
Der Schwerpunkt der Trainings am Laboratoire de Surveillance des Virus Hémorragiques et Respiratoires (LSVHR) in N'Djamena (TCD) und am Centre Muraz in Bobo-Dioulasso (BFA) lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.
Oktober 2021, Mauretanien
Der Schwerpunkt des Trainings am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Nouakchott lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.
September 2021, UNODA Workshop
Am 27. September 2021 veranstaltete die Implementation Support Unit des Biowaffenübereinkommens (BWÜ) der UNODA einen virtuellen Workshop zur Stärkung der Umsetzung des Übereinkommens in den G5-Sahel-Mitgliedstaaten Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr organisiert.
September 2021, Mali und Niger
Die ersten Trainings der neuen Projektphase wurden am Institut Centre D’Infectiologie Charles Mérieux (CICM) in Bamako und Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES) in Niamey durchgeführt. Der Fokus der Trainings lag auf der Ausbildung der Partner nach dem Train the Trainer-Konzept.
April - Juni 2021, Deutschland/Mali/Burkina Faso/Niger/Tschad/Mauretanien
Zusammen mit der GIZ und den Partnern der G5-Sahel-Ländern fanden mehrere virtuelle Besprechungen zur Planung und Koordinierung der neuen Projektphase statt.
Der Abschluss der virtuellen Besprechungen war ein Mini-Symposium, in dem junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Partnerländer Konzepte zur Durchführung kleiner Biosurveillance-Studien vorstellten. Nach einer angeregten Diskussion im Plenum werden ausgewählte Studien im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes gefördert.
November 2020, Deutschland/Mali
Im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes wurden 21 Gesamtgenome des COVID-19-Erregers aus infizierten Patientenproben des Centre D'infectiologie Charles Mérieux sequenziert, phylogenetisch charakterisiert und gemeinsam mit den malischen Partnern Open Access publiziert: First Phylogenetic Analysis of Malian SARS-CoV-2 Sequences Provides Molecular Insights into the Genomic Diversity of the Sahel Region (DOI: 10.3390/v12111251).
August 2020, G5-Sahel
Im August/September 2020 unterstützte das IMB im Rahmen des Ertüchtigungsprojektes die Partner der G5-Sahel-Region weiter in der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie durch die Auslieferung von insgesamt 75.000 Nachweistests und der Durchführung von Weiterbildungseinheiten zur sicheren SARS-CoV-2-Diagnostik.
Mit Hilfe der Luftwaffe wurde das gesamte Diagnostikmaterial für die fünf Partner nach Niger geliefert. Von dort ging das Material per Charter an die einzelnen Partnerinstitutionen der G5-Sahel-Region.
April 2020, Mali
Die malischen Partner werden am Centre d'Infectiologie Charles Mérieux du Mali (CICM) in der am IMB etablierten SARS-CoV-2-Diagnostik geschult. Während der Sondermission wurde zudem nötiges Diagnostikmaterial an alle Partnerinstitute der G5-Sahel übergeben.
Die Sondermission wurde mit Unterstützung des BMVg, des Auswärtigen Amtes und der deutschen Botschaft in Bamako realisiert.
>> Meldung Deutsche Botschaft Mali (14. April 2020)
>> Meldung Deutsche Botschaft Tschad (17. Und 18. April 2020)
Februar 2020, Tschad
Weiterbildung des wissenschaftlichen Personals am tschadischen Gesundheitsministeriums in N’Djamena.
Januar 2020, Mauretanien
Weiterbildung des wissenschaftlichen Personals am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Mauretanien.
November 2019, Burkina Faso
Länderübergreifende Verlegung des mobilen Labors des G5-Biosicherheitsnetzwerkes nach Bobo-Dioulasso (Burkina Faso) für das erste gemeinsame Feldtraining des diagnostischen Teams aus den G5-Ländern mit dem Team aus Tunesien. Zur offiziellen Zeremonie am Ende der Feldübung wurden ranghohe Vertreter aus den Sicherheits- und Gesundheitssektoren der jeweiligen Länder empfangen. Weitere Informationen hier.
September 2019, Mali
Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.
August 2019, Burkina Faso und Niger
Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal des Centre Muraz, Bobo-Dioulasso (Burkina Faso), und des Centre de Recherche Médicale et Sanitaire (CERMES), Niamey (Niger), in verschiedenen mobilen Diagnostikmethoden.
Juli 2019, Mali
Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit.
April 2019, Mali
Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal des Centre d’Infectiologie Charles Mérieux (CICM) und des malischen Institut National de Recherche en Santé Publique (INRSP) in verschiedenen mobilen Diagnostikmethoden.
Februar/März 2019, Mauretanien und Tschad
Ausbildung und Fortbildung von wissenschaftlichem Personal am Institut National de Recherches en Santé Publique (INRSP) in Nouakchott und am tschadischen Gesundheitsministeriums in N’Djamena.
November 2018, Mali
Ausbruchssimulation eines Hämorrhagischen Fiebers als Feldübung zur Erfolgskontrolle der bisherigen Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Region im mobilen Labor. Bei der abschließenden offiziellen Veranstaltung wurden den Vertreterinnen und Vertreter des G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes sowie den politischen Vertreterinnen und Vertretern der G5-Sahel-Staaten der Einsatz des mobilen Labors demonstriert.
Oktober 2018, Deutschland
Forschungsaufenthalt Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner am IMB zum Erlernen von Labortechniken zum Nachweis verschiedener Krankheitserreger. Im Anschluss präsentierten die Partner auf der 16th Medical Biodefence Conference ihre Forschungsergebnisse vor einem internationalen Publikum.
September 2018, Mauretanien
Durchführung des vierte Policy Development-Workshops mit dem Ziel, dass G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes zu stärken und den Einsatz des mobilen Labors im Ernstfall zu unterstützen.
Juli 2018, Niger, Burkina Faso und Mauretanien
Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laborkomponenten. Durchführung des dritten Policy Development-Workshops mit dem Ziel, dass G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerkes zu stärken und den Einsatz des mobilen Labors im Ernstfall zu unterstützen.
Februar/März 2018, Mali
Offizielle Übergabe der mobilen Laboreinheit in Bamako an das G5-Sahel-Biosicherheitsnetzwerk in Anwesenheit des deutschen Botschafters und Vertretern aller Gesundheitsministerien der
G5-Sahel-Länder sowie des malischen und tschadischen Vertreters der G5-Sahel-Staatenkooperation. Im Anschluss fanden Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laborkomponenten statt.
Januar 2018, Mali
Schulungsmaßnahmen zur Fortbildung des wissenschaftlichem Personals in mobiler Diagnostik am Centre d’Infectiologie Charles Mérieux (CICM).
Oktober/November 2017, Deutschland
Teilnahme der G5-Sahel-Partner am World Health Summit in Berlin und Fortbildung in molekularbiologischen und serologischen Methoden am IMB in München.
August 2017, Mali
Schulungsmaßnahmen zu Grundlagen internationaler Biosicherheitsrichtlinien und Vorgehensweisen bei einer Risikobewertung biologischer Gefahrenstoffe. Neben dem G5-Sahel-Partnern wurden auch Vertreter und Vertreterinnen anderer Institute und Zentren eingeladen.
Juli 2017, Deutschland
Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner zur Anwendung der mobilen Laboreinheit am IMB und Studienreise zum Thema "Biologische Sicherheit und Gesundheitssicherstellung in Deutschland".
Mai 2017, Mali
Schulungsmaßnahmen zur Ausbildung des Diagnostikteams der G5-Sahel-Partner in Theorie und Praxis verschiedener diagnostischer Methoden für die mobile Laboreinheit.
April 2017, Mali
Planungsmission zur Besprechung der Projektziele im Ertüchtigungsvorhaben in den G5-Sahel-Staaten.